15.12.2023 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik
Lösen Quartierparkings das Parkplatz-Dilemma in Städten?
Parkplätze im Strassenraum beanspruchen viel Platz, der auch für alternative Nutzungen wie Grünraum oder den Velo- und Fussverkehr vorgesehen werden könnte. Ein möglicher Lösungsansatz besteht in flexibel mietbaren Parkplätzen in Quartierparkings, wie nun eine Studie der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW belegt.
Wie effektiv sind Quartierparkings heute und wie könnten sie durch Anpassungen im Betrieb und in der Preisstruktur weiter verbessert werden? Das Projekt Quartierparking 2.0, das im August 2022 gestartet ist, hat genau diese Fragen im Fokus.
Mit dem Ziel, das Parkplatzangebot in Quartieren zu optimieren, setzt das Projekt Quartierparking 2.0 auf innovative Ansätze durch die gemeinsame Nutzung von vorhandenen privaten Parkflächen. Die Studie zur Wirksamkeit dieses Konzepts wurde vom Amt für Mobilität Basel-Stadt in Auftrag gegeben. Die Umsetzung des Projekts erfolgt in Zusammenarbeit mit Parcandi, Ritz Engineering GmbH und den Instituten Bauingenieurwesen und Geomatik der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW.
Pilot eins in St. Alban-Vorstadt
Der erste Pilotstandort im Quartier St. Alban-Vorstadt am Picassoplatz in Basel zeigt bereits positive Auswirkungen. Die Öffnung einer bestehenden Einstellhalle für externe Nutzende, darunter Anwohnende und Besuchende des Quartiers, führte tagsüber primär zu einer Entlastung der umliegenden Parkplätze und trug so zu einer Steigerung der Parkplatzauslastung im Gebäude bei.
FHNW-Studie zeigt: Konzept der Quartierparkings entlastet Parksituation
Die begleitende FHNW-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Erath hebt hervor, dass die flexible Vermietung von bisher wenig genutzten Parkflächen eine effektive Möglichkeit darstellt, um die Nachfrage nach öffentlichen Parkplätzen zu reduzieren. Dadurch eröffnen sich wiederum Potenziale, in der unmittelbaren Umgebung Parkflächen umzunutzen und so den städtischen Raum wesensgerechter zu gestalten. Zudem kann das Angebot von flexibel mietbaren Parkplätzen in Situationen mit hohem Parkraumdruck den Parksuchverkehr reduzieren.
Die Studie zeigt aber auch, dass aufgrund des Angebots von Parcandi zusätzlicher Verkehr entstanden ist. Rund 20 Prozent der Kund*innen hätten den ÖV oder ein anderes Verkehrsmittel gewählt, wenn die Option der flexibel mietbaren Parkplätze nicht verfügbar gewesen wäre.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Um die gewünschten Effekte der flexiblen Vermietung privater Parkflächen zu erzielen und eine bedeutende Anzahl öffentlicher Parkflächen umzunutzen, sind gemäss der Studie Anpassungen sowohl in der aktuellen Vermietungspraxis privater Parkplätze als auch in den regulatorischen Bestimmungen für die Erstellung und Nutzung dieser Flächen erforderlich.
Der Pilot zwei in einem komplett digitalisierten öffentlichen Parkhaus in Bussigny mit teilbaren Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge ist bereits in Planung und soll zudem einen Beitrag zur lokal CO2-neutralen Mobilität leisten.