«Netzwelten – Lernen in Bewegung»
Gefördert von Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung (Laufzeit: 1/2022 - 6/2023)
Das Projekt «Netzwelten – Lernen in Bewegung» entwickelt und testet mit begehbaren Netzen eine veränderte Lernraumgestaltung in der Primarschule, um Lernstörungen zu entschärfen und gesundheitsfördernd zu wirken. Wir untersuchen, wie sich schulisches (kognitives) Lernen, Konzentration, Lernmotivation und -bereitschaft, Lernerfolg von Kindern sowie Unterrichtskultur verändert, wenn der natürliche Bewegungsdrang von Kindern beim täglichen Lernen im regulären Unterricht mehr Bedeutung erhält, und wie Netzflächen als innovativer Lernraum die Umsetzung des LP21 («Schule als Gestaltungs-, Lern- und Lebensraum») unterstützen.
Wir freuen uns, wenn weitere, an Netzwelten interessierte Schulen mit uns Kontakt aufnehmen.
Video Netzwelten - Lernen in Bewegung
Bewegtes Lernen mit begehbaren Netzen: Die Doppelcube-Installation im Atrium am FHNW Campus Muttenz (August – Oktober 2024) bietet die Gelegenheit, dies selbst auszuprobieren und zu erleben. Zwei Ergebnisse aus dem Innosuisse-Projekt «Netzwelten – Lernen in Bewegung» werden ausgestellt: ein begehbares Netz (WalkNet® von Jakob Rope Systems AG) als Simulation einer Netzwelt und das Netzmöbel ORBIT® (von Novex AG) als Gruppenraum oder als Rückzugsort.
Geplant ist, ab Januar 2025 mit der Netzwelten-Installation auf Reisen zu gehen und an verschiedenen Schweizer PHs Netzwelten erfahrbar werden zu lassen. Die begehbare Installation möchte in einer Simulation Netzwelten bekannt machen, um mehr Bewegung in den Unterricht zu bringen.
Foto: Doppelcubes im Atrium CMU
Bewegungsmangel zählt auch bei Kindern zu einem der grössten gesundheitlichen Risikofaktoren und wirkt sich nachweislich negativ auf die Lernfähigkeit aus. 16% der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, knapp ein Fünftel davon adipös. 25% haben einen speziellen Förderbedarf, darunter ca. 5% hyperaktive Kinder mit Diagnose ADHS. Individuelle schulische Fördermassnahmen sind Normalität: Schweizweit werden bei 22% der Primarschüler/innen die Lernziele angepasst, davon sind 4.6% lernzielbefreit; durchschnittlich 25% erhalten spezifische Fördermassnahmen wie Psychomotorik-, Legasthenie-, Dyskalkulie-, Psychotherapie.
Diese dramatischen Entwicklungen erweitern die funktionalen Ansprüche an die Lernumgebung und stellen Fragen an das Anforderungsprofil von Schulbauten. Denn die Schule operiert immer noch mit Lernraumkonzepten aus dem 19. Jahrhundert: Statisches Sitzen und rezeptives Lernen am Pult ist mehrheitlich die Lernrealität von Primarschüler/innen.
«Netzwelten» ist ein vielversprechender Lösungsansatz. Das transdisziplinäre und partizipativ-kooperative Projekt fokussiert auf das Lernen im Raum und mit dem Raum (Lernen, indem man sich bewegt). Netzflächen im Schulzimmer sind ergänzend zur Standardeinrichtung als weiteren Lernraum mit besonderen Funktionalitäten zu verstehen. Mit begehbaren Netzflächen wird bewegter Unterricht in einem bewegungsfreundlichen Umfeld realisiert. Die dynamischen Netzflächen ermöglichen eine lerngerechte Rhythmisierung des Schulalltages mit dem Ziel, die Zeit zu verringern, die Schüler/innen während des Unterrichts im statischen Sitzen verbringen. Gleichzeitig kann der Raum durch eine zweite Ebene in der Höhe intelligent und effizient genutzt werden.
Im Rahmen des Projekts werden dehnungsarme, armierte Seile und Netze entwickelt und getestet, mit denen fix installierte Netzwelten erbaut werden. Netzelemente kommen auch in neu entwickelten Schulmöbeln von Novex zum Einsatz, z.B. im «Orbit». Zur Anwendung kommen bestehende Materialien und Technologien aus der Sicherungstechnik. Entwurf, Planung und pädagogisch-räumlicher Transfer werden vom Schulraumentwickler und Architekten Andreas Hammon (Architektur & Entwicklungsräume, Mogelsberg) in Kooperation mit dem Engineering- und Sicherheitsexperten Thomas Ferwagner (MSIng officium, Stuttgart), internationaler Spezialist für begehbare Netze, durchgeführt.
Produktentwicklung:
- dehnungsarme, armierte Kunststoffseile und Netze sowie Anschlusslösungen an Holz und Metall
- Prototypen «Schulmobiliar» für Schulzimmer: «Nest», «Empore» und «Lern-Schaukel»
- Prototyp Systemlösung für Schulhäuser: Netzflächen als 2. Raumebene, Nutzung von ungenutztem Luftraum, Verkehrsflächen – je situativ abgestimmte Nutzung
Die PH FHNW erforscht den pädagogischen Nutzen und die Effekte von Netzwelten als Lern-raum, erhebt Nutzerdaten und erarbeitet pädagogisch-didaktische Nutzungsanleitungen von Netzwelten für die Dissemination in Schulfeld (Schulleitungen, Lehrer/innen-Ausbildung und -Weiterbildung), Gemeinden und Scientific Community.
Netzherstellung bei der Jakob Rope Systems AG
Fotos: Novex AG
Montage der Netzwelten an den Schulen Allschwil BL und Lichtensteig SG
Fotos: Innosuisse
Fotos: A. Hammon, Architektur - Entwicklungsräume
Schule Lichtensteig
Fotos: Innosuisse
Auftritt an der SwissDidac, Messe Bern, 21. – 23.11.2023
Fotos: PH FHNW
LernRAUM-Reallabore entstammen der Aktionsforschung. Sie stellen eine Schnittstelle von Lernen und Raum dar und bieten eine inter- und transdisziplinäre Lernumgebung für alle beteiligten Akteure. Lernraum-Reallabore erweisen sich als fach- und generationenübergreifende Lernfelder und eröffnen neue Formen eines Trialoges zwischen Pädagogik, Architektur und Schulbehörden/Schulbauverantwortlichen.
An einer Projektschule, die ihre pädagogischen Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts mit dem räumlichen Umfeld ihrer Gebäude des 19. oder 20. Jahrhunderts in Einklang bringen will, arbeiten Dozierende und Studierende der Pädagogischen Hochschule gemeinsam mit Schüler*innen und Lehrer*innen mit Begleitung durch den Architekten & Schulentwickler Andreas Hammon in einem ko-kreativen Prozess.
In einem fünftägigen Projekt werden miteinander Ideen zur Gestaltung der schulischen Lernumgebung entwickelt und skizziert, an 1:10-Modellen geprüft, als Prototypen gebaut und öffentlich präsentiert. Anschliessenden werden die Ergebnisse von den schulischen Akteuren getestet. Ziel ist es, die Entwürfe weiterzuentwickeln, um sie in der Praxis umsetzen zu können.
Einblicke in das LernRAUM-Reallabor vom 24. - 28. Januar 2022 in Lichtensteig, Auftakt ins Innosuisse-Projekt "Netzwelten - Lernen in Bewegung", PH FHNW (Video):
«Netzwelten – Lernen in Bewegung» ist ein Kooperationsprojekt von
- Jakob Rope Systems, Trubschachen (https://www.jakob.com/ch/de)
- Novex AG, Hochdorf (https://www.novex.ch/)
- Dipl.-Ing. Andreas Hammon, Architektur – Entwicklungsräume, Mogelsberg
- Dipl.-Ing. Thomas Ferwagner, Officium Design Engineering GmbH, Stuttgart (https://www.officium.de/)
Projektschulen:
Primarschule Allschwil BL (https://primarstufe-allschwil.ch/)
Primarschule Lichtensteig SG (https://www.lichtensteig.ch/volksschule)
Die Konzeption und Durchführung der wissenschaftlichen Begleitung wird verantwortet von der Professur für Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsforschung.
«Netzwelten – Lernen in Bewegung» wird gefördert von Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung.
Projektvolumen (Summe über alle involvierten Partner): CHF 671'430
Fördervolumen Innosuisse: CHF 368’409
Symposium «Lernen in Bewegung»
Mittwoch, 25. Oktober & Donnerstag, 26. Oktober 2023
Pädagogische Hochschule FHNW, Institut Primarstufe, Campus Muttenz
Das Symposium «Lernen in Bewegung» ist als Abschlusstagung des Innosuisse-Projekts «Netzwelten – Lernen in Bewegung» (2022-2023; www.netzwelten.ch) geplant. Wir möchten zum einen erste Ergebnisse des Entwicklung- und Forschungsprojekts vorstellen und ganz allgemein die Idee von «Netzwelten» bekannt machen. Zum andern steht im weiteren Sinne der Raum als «dritter Pädagoge» (Loris Malaguzzi) und sein transformatives Potential für die Schul- und Unterrichtsentwicklung zur Debatte. Im Zentrum stehen dabei immer die Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern. Die Innovation «Netzwelten» ist nur eine mögliche Antwort auf die verschiedenen Herausforderungen an eine «neue» Unterrichtskultur des 21. Jahrhunderts. Welche weiteren alternativen Modelle zum «traditionellen» Schulraum gibt es? Was sind innovative Unterrichtkonzeptionen?
Prof. ass. Beate Weyland, Freie Universität Bozen
EDENSPACES: Bildungsräume entwickeln mit der Natur zwischen Pädagogik und Architektur, Didaktik und Design
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie man Bildungsräume mit authentischem ökologischem Denken qualifizieren kann? Bildungsräume zu gestalten, die Schönheit, Ordnung, Pflanzen und Objekte, die das Leben begleiten und schmücken, einbeziehen, sind erreichbare Ziele für alle, die an Schule und Kindergarten als Gemeinschaftsprojekt glauben.
Durch unsere Forschung haben wir entdeckt, dass die Einführung von Zimmerpflanzen in einem pädagogischen Kontext einen Schulentwicklungsprozess auslösen kann, der Lehrkräfte, Kinder und Familien dazu bringt, mehr über die Qualität des Raums, die Art des Lehrens und Lernens, die Zeit und die Beziehung zur Welt nachzudenken. Die Einbeziehung der Natur in Kontexte, in denen sie normalerweise nicht vorkommt, steht im Einklang mit den Zielen der Agenda 2030 und dem Rahmen des Green Comp 2022, bzw. für die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Mensch und Erde, verstanden als ein System von Verbindungen zwischen Lebewesen.
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen Initiativen zur Schulentwicklung, die durch die Verflechtung von pädagogischen und architektonischen Wissenschaften mit denen der Natur und der Pflanzen gefördert werden.
Prof. Dr. em. Stefan Aufenanger, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Hybride Lernräume gestalten – Designprinzipien physischer und virtueller Lernumgebungen
Hybrides Lernen ist vor allem in der Zeit der Schulschließung während der Corona-Pandemie prominent geworden, obwohl es Ansätze dazu schon vorher gegeben hat. Hybrides Lernen stellt eine besondere Verbindung von Lernen in physischer und virtueller Präsenz dar, das zusätzlich auch noch zeitlich gegliedert werden kann. Der Vortrag stellt die verschiedenen Konzepte zum hybriden Lernen vor und geht danach darauf ein, wie diese Räume – ob physisch oder virtuell – gestaltet sein sollten, damit die Lernenden eine optimale und förderliche Lernumgebung geboten bekommen. Ein besonderer Ausblick erfolgt auf Lernumgebungen, die in Form von 3D-Welten gestalten werden und interaktive und immersive Elemente enthalten.
Auftritt an der SwissDidac, Messe Bern, 21. – 23.11.2023
Wir danken SwissDidac und der Messe Bern, dass wir das Projekt «Netzwelten – Lernen in Bewegung» einem grossen Publikum präsentieren durften. Unser Projektpartner Novex realisierte mit seinem Standkonzept Co-Learning CUBES auf 250m2 einen grosszügigen Ausstellungsraum. In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Novex und Jakob Rope Systems konnten die Ergebnisse des Innosuisse-Projekts in natura gezeigt werden. Die Ausstellung animierte, die Netzwelt und den Sitzkreis «Orbit» mit seinem Netznest auch auszuprobieren. Die Idee der begehbaren Netzwelten als neuartigen, innovativen Lernraum fand grossen Anklang.
Kontakt
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Prof. Dr. Karin Manz
- Telefonnummer
- +41 61 228 58 16 (Direkt)