15.5.2023 | Pädagogische Hochschule
Mit Filmen Verständnis aufbauen
«Wie funktioniert eigentlich..»-Filme helfen Schüler*innen beim Verständnisaufbau. PH-Studierende haben in einem Projekt selbständig solche Filme erstellt.
Warum können die Bewohner*innen eines Mehrfamilienhauses mit ihrem Schlüssel zwar alle die Haupteingangstüre öffnen, aber danach nur ihre jeweilige Wohnung? Was passiert alles im Innern eines Staubsaugers? Wie funktioniert ein Wasserturm? Und wie ist es möglich, dass eine Sofortbildkamera sofort Bilder produziert? All diesen Fragen und Phänomenen begegnen wir in unserem Alltag – und oftmals wissen wir die Antwort zwar grob, genaue Erklärungen dazu könnten wir jedoch nicht aus dem Stegreif geben.
Studierende der PH FHNW haben im Rahmen des Projekts «Erklär- und Erschliessungsvideos in Naturwissenschaften und Technik» selbstständig Filme erstellt, in denen Schritt für Schritt das Verständnis für die Phänomene aufgebaut wird. «Im Projekt und der entsprechenden Lehrveranstaltung geht es darum, die Studierenden für das Verstehen zu begeistern», sagt Svantje Schumann, Leiterin der Professur Didaktik des Sachunterrichts am Institut Primarstufe der PH FHNW und Leiterin des von swissuniversities geförderten Projekts.
«Essenzielles verständlich darstellen»
Jannis Erlacher und Julius Maier haben beide die Lehrveranstaltung besucht und mit Mitstudierenden Verständnisaufbaufilme erstellt. «Mein Kollege und ich besitzen beide eine Sofortbildkamera, aber wie sie genau funktioniert, wussten wir nicht», begründet Jannis Erlacher seine Themenwahl. Im Video erklärt Erlacher Schritt für Schritt die Entstehung eines Sofortbilds. Gemeinsam mit seinem Studienkollegen greift er dabei auf Zeichnungen, Vereinfachungen und Analogien aus dem Alltag zurück. «Es ging uns darum, das Essenzielle darzustellen und in einer Form zu erklären, die für Kinder verständlich ist», so Erlacher.
Szene aus dem Erklärfilm «Sofortbildkamera»
Sehr geholfen habe dabei ein Gespräch mit einem Kind im Vorfeld. Das Gespräch gehörte fix zum Projektablauf und zeigte auf, wo die Interessen, aber auch die als spannend erachteten Fragen der Zielgruppe liegen. Julius Maier widmete sich mit seinem Tandempartner der Frage, weshalb alle Bewohner*innen eines Mehrfamilienhauses mit ihrem Schlüssel den Haupteingang öffnen können, aber anschliessend nur ihre Wohnung und nicht die der Nachbarn. Sie setzten auf eine kurze Rahmen-Story, Grafiken und Illustrationen. «Uns war es wichtig, den Erklärfilm methodisch vielfältig aufzubauen. Er sollte spannend und sowohl für Kinder als auch für Erwachsene verständlich sein», sagt Maier.
Fachwissen in Eigenrecherche erarbeitet
Entstanden sind die Drehbücher für die Videos nach einer eingehenden Recherche, bei der es darum ging, sich das Fachwissen zu erarbeiten. «Dabei hat sich herausgestellt, dass die chemischen Vorgänge in der Kamera komplexer sind, als gedacht», sagt Jannis Erlacher. Geholfen hat den Studierenden bei ihrer Recherche, dass sie auf verschiedene Expert*innen zurückgreifen konnten. Zum Projektteam gehören Fachpersonen der PH FHNW (Professur Didaktik des Sachunterrichts und Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht – imedias), der Hochschule für Technik und der Hochschule für Life Sciences der FHNW, sowie Sprach- und Gender-/Diversity-Expert*innen. «In Gesprächen mit ihnen wurden uns die inhaltlichen, aber auch didaktischen Grundlagen deutlich», sagt Julius Maier.
Erkenntnisse zum Projekt aus Sicht der Projektverantwortlichen
Wie schätzen Projektleiterin Svantje Schumann und der unterstützende Technik-Dozent Christian Rytka die fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Herausforderungen ein?
Mehr erfahrenSowohl Julius Maier als auch Jannis Erlacher haben im Rahmen des Projekts erstmals selbst einen Verständnisaufbaufilm erstellt – und sehen verschiedene Vorteile und Einsatzmöglichkeiten im Unterricht. «Erklärfilme haben den Vorteil, dass die Schüler*innen sich selbst ein Verständnis von Alltagsphänomenen erarbeiten können. Sie können sich die Videos anschauen, zurückspulen, oder bei wichtigen Punkten stoppen», so Maier. «So können sie in ihrem Tempo lernen.»
Eine weitere Option sei es – vor allem ab der 4. Klasse oder auf Sekundarstufe I – die Schüler*innen im Unterricht selbst kurze Erklärfilme produzieren zu lassen, sind sich Maier und Erlacher einig. So könnten sie sich das Verständnis für die Phänomene noch vertiefter aneignen und gleichzeitig den Umgang mit digitalen Medien üben, sind die beiden überzeugt. Wichtig – auch das betonen beide Studierenden – sei es jedoch, dass die Filme in jedem Fall gut im Unterricht eingebettet werden und die Lehrpersonen Unterstützung bieten. «Kinder reagieren unterschiedlich auf verschiedene Zugänge. Filme sind dabei ein geschicktes Zusatzmittel und eine von vielen Optionen für den Unterricht», fasst Jannis Erlacher zusammen.
Beispiele von Filmen von Studierenden
Marc Fischer
(Foto: Screenshots aus den Erklärfilmen)