3.11.2021 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Professionsforschung und -entwicklung
Nachruf Ulrich Oevermann
Am 11. Oktober 2021 ist der Frankfurter Soziologie-Professor Ulrich Oevermann in Bern verstorben. Er ist Begründer der Methodologie der Objektiven Hermeneutik und hat einflussreiche theoretische Grundlagen für unterschiedliche Bereiche der Soziologie entwickelt.
Für die Soziale Arbeit liefert insbesondere die strukturtheoretisch begründete Professionalisierungstheorie von Ulrich Oevermann wichtige Orientierungspunkte und hat den Fachdiskurs mitgeprägt. Wie viele Wissenschaftler*innen in der Sozialen Arbeit knüpfen auch viele Kolleg*innen in Forschung, Lehre und Weiterbildung an unserer Hochschule an der von Oevermann entwickelten Professionalisierungstheorie an.
Im Anschluss an diese Theorie wurde beispielsweise der Begriff des professionellen Habitus zu einem Leitbegriff für die Gestaltung des Bachelor-Studiums in Sozialer Arbeit unserer Hochschule. Im Rahmen der grundlegenden Einführung in Wissenschaft und Profession Sozialer Arbeit setzen sich alle Studierenden der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit Oevermanns Theorieposition und insbesondere mit dem von ihm vertretenen Arbeitsbündnismodell auseinander. In den Kasuistik-Modulen arbeitet eine Gruppe von Kolleg*innen nach einer im Anschluss an Oevermanns Theorie entwickelten Professionalitätskonzeption und wendet das ebenfalls von ihm entwickelte Verfahren der Sequenzanalyse zur Analyse von Fällen aus der Sozialen Arbeit an.
Zudem war Oevermann selbst wiederholt als Gastdozent in Lehre und Weiterbildung der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW tätig. Auch in der Forschung der Hochschule ist seine Arbeit äusserst einflussreich: viele Forschungsprojekte, insbesondere des Schwerpunktes Professionsforschung, schliessen sowohl methodisch als auch theoretisch an sie an.
Oevermanns wissenschaftliches Werk wird für unsere Hochschule auch zukünftig von grosser Bedeutung sein.