Jahresrückblick Nachhaltigkeit 2022
Im Jahr 2022 stand an der FHNW die Demokratisierung des Nachhaltigkeitsdiskurses im Vordergrund.
Vorwort
Die FHNW bekennt sich mit ihrem Aktionsplan Nachhaltige Entwicklung (PDF) zu den 17 Sustainable Development Goals sowie dem Konzept der mehrperspektivischen Nachhaltigkeit. Neben der Umsetzung der dort festgeschriebene Massnahmen bezüglich Ressourceneffizienz, Wohlergehen am Arbeitsplatz und mehr Geschlechtergerechtigkeit lag im Jahr 2022 mit der Schaffung verschiedenster Mitwirkungs- und Diskussionsplattformen ein Schwerpunkt in der Demokratisierung des Nachhaltigkeitsdiskurses.
Das Thema Zero Emission wurde zudem von der Direktion FHNW als neues Zukunftsfeld identifiziert. Im Dezember diskutierten über 80 Mitarbeitende über alle Hochschulen der FHNW hinweg, wie die FHNW bis 2035 mit ihrem interdisziplinären Knowhow und ihrer Expertise die komplexen globalen Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit angehen könnte. Diese Ideen, Visionen, Wünsche und Erwartungen werden nun gebündelt und in die Strategiediskussion eingebracht. Parallel zu diesen hochschulpolitischen und strategischen Prozessen befassten sich verschiedene Lehrangebote und Forschungsprojekte der FHNW mit nachhaltigen Fragestellungen.
Lehrmodul Nachhaltigkeit
Angesichts der transdisziplinären Bedeutung des Konzepts der Nachhaltigkeit und folglich der Sustainable Development Goals (SDGs) hat die FHNW das interdisziplinär aufgebaute Ausbildungsmodul «Die SDGs und die Schweiz: Problemstellungen, Auswirkungen und Lösungsansätze zur Nachhaltigkeit» entwickelt. Dieses steht allen Studierenden der FHNW offen und beinhaltet abwechslungsreiche Veranstaltungen, die von Dozierenden verschiedener Hochschulen der FHNW unterrichtet werden. Das Lehrmodul wird künftig jedes Semester angeboten – im Herbstsemester ein stärker theoretisch ausgerichtetes, in dem die Studierenden Grundlagen zu Nachhaltigkeit und SDGs erlernen und erarbeiten können, im Frühjahrssemester dann ein stärker praxisorientiertes. Darin können Studierende gemeinsam Lösungen für die anstehenden Probleme entwickeln.
Aus- und Weiterbildung
Ein wichtiges Ziel der FHNW ist es, Nachhaltigkeitskompetenzen und -wissen der Angehörigen der FHNW zu stärken. Um dies zu gewährleisten, sollen in Zukunft alle Studiengänge der FHNW Kompetenzen im Querschnittsthema Nachhaltigkeit ausbilden. Absolvent*innen müssen in der Lage sein, im Sinne der Nachhaltigkeit zu denken und zu handeln. Die einzelnen Studiengänge befassen sich mit Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven und mit diversen Akzentuierungen. Ebenso widmeten sich die Summerschools einiger Hochschulen der Nachhaltigkeit, wie z.B. die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit «Social Work and Sustainability– Sustainable Social Work?» oder die Hochschule für Life Sciences FHNW mit «Wasser- und Abwassersysteme für Entwicklungsländer». Auch im Weiterbildungsbereich gab es dazu diverse Formate. Der neue CAS Gesundheit und Umwelt zielt beispielsweise darauf ab, den Gesundheitssektor zur ökologischen Nachhaltigkeit zu transformieren, während die Weiterbildung zu Circular Design praktizierenden Designer*innen Prinzipien der Circular Economy vermittelte.
Ressourcen sparen
Die Ökobilanzierung 2021 der FHNW (PDF) hat nach einem normierten Verfahren den «Umweltfussabdruck» bzw. die Kohlestoffdioxid-Emissionen gemessen. Beobachtet wurden dabei alle Standorte der FHNW und alle Prozesse für den Betrieb der FHNW während eines Jahres, inkl. Mobilität und Ernährung. Potenzial zur Reduktion von CO2 ergab sich neben der Gastronomie (siehe unten) beim Thema Mobilität und Infrastruktur. Auch im Jahr 2022 wurde mittels verschiedener Projekte und Anpassungen versucht, Einsparungen in diesen Bereichen zu erwirken. So wurden beispielsweise am FHNW Campus Brugg-Windisch 7 500 Neonröhren durch LED-Röhren ersetzt oder am FHNW Campus Olten und Standort Basel die Schaltzeiten von Beleuchtungskörpern und Lüftungsanlagen optimiert. Am FHNW Campus Muttenz stehen neu zwei Mobility-Fahrzeuge vor Ort zur Verfügung, die für Personen- und Materialtransport genutzt werden können. Über alle Standorte hinweg wurde aufgrund der Energiekrise die Raumtemperatur seit Herbst 2022 auf 19 Grad minimiert, was die CO2-Reduktion begünstigt.
Nachhaltige Gastronomie
Die FHNW setzte sich auch 2022 für ein nachhaltiges Gastronomieangebot ein. So wurden regionale und biozertifizierte Produkte verwendet oder «Plant-based Food» in die Menus aufgenommen. In Olten, wo die FHNW selbst die Mensa betreibt, wurde beispielsweise auch nicht normiertes Gemüse eingekauft. Zudem setzten die jeweiligen Betreiber*innen Food-Waste-, Müllvermeidungs- oder Speiseresteverwertungsmassnahmen um und beteiligten sich am internationalen Food-Waste-Day. Ein Beispiel für soziale Nachhaltigkeit liefert die Mensa der Pädagogischen Hochschule am Standort Solothurn. Diese wird seit Oktober durch die Stiftung Hohenlinden betrieben. Die Hohenlinden ist eine Ausbildungsinstitution für junge Menschen mit Lernbeeinträchtigung. Sie integriert unter arbeitsagogischen Aspekten Jugendliche in die Arbeitswelt.
Swiss Sustainability Challenge
Die Swiss Sustainability Challenge wurde 2022 zum sechsten Mal durchgeführt und richtete sich an Einzelpersonen oder Teams, die sich mit einem Projekt für soziale und ökologische Nachhaltigkeit einsetzen möchten. Insgesamt wurden 34 Projekte eingereicht. Die Sieger*innen, die im Rahmen des Jahresanlasses von alumni.fhnw ausgezeichnet wurden, waren: Capt`n Greenfin mit einem plastikfreien, biologisch abbaubaren Angelköder, das Unternehmen Enchar, das darauf zielt, Produzent*innen und Nutzer*innen von Pflanzenkohle zu vernetzen sowie das Projekt Leafs mit der Entwicklung einer speziellen Software, mit der Finanzverwalter*innen ihre Anlagen im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments monitoren können. Neben dem Erhalt einer Prämie werden sie alle bei der Ausarbeitung ihrer Ideen zu Projekten und der anschliessenden Umsetzung unterstützt.
Forschung
Die FHNW trägt mit ihrer anwendungsorientierten Forschung dazu bei, Lösungen und neue Erkenntnisse zur Erreichung der Sustainable Development Goals zu finden. Hierfür wurden auch im Jahr 2022 an allen Hochschulen Projekte initiiert bzw. fortgesetzt. Geforscht wurde zu E-Recycling, Schuhsohlen aus abbaubaren Biopolymeren, zur Ökobilanz von Mehlwurmburgern oder automatisierten Zuchtboxen zur kreislaufwirtschaftlichen Produktion von Heuschrecken als proteinreiches Legehennenfutter in Landwirtschaftsbetrieben. Des Weiteren gab es Projekte, die sich thematisch mit Netto-Null für die Gemeinde- und Arealentwicklung, der Infrastruktur für Wasserstofftransport, der Verschmutzung von Flüssen durch Pharmazeutika oder mit Lösungen für die Trockenheit in den Berggebieten befassten. Andere Forschungsprojekte untersuchten Biodiversität in urbanen wie ländlichen Siedlungs- und Naherholungsgebiet, klimawandelbedingte Risiken und Chancen für die Unternehmen am Oberrhein oder die Rolle des Schulhausareals als Lern- und Bewegungsort für eine nachhaltige Entwicklung in der Gemeinde.
Studentisches Engagement
Um Student*innen aller Hochschulen und Standorte der FHNW eine Nachhaltigkeitsplattform zu bieten, hat die Studierendenorganisation students.fhnw im Herbst 2022 die Gründung der Fachkommission students.sustainability in die Wege geleitet und im Dezember eine Kick-Off Veranstaltung für interessierte Student*innen durchgeführt. Ziele der neuen Fachkommission sind u.a. die Partizipation an strategischen Prozessen, die Umsetzung von Studierendeninitiativen im Bereich Nachhaltigkeit sowie die Beteiligung an der Nachhaltigkeitswoche FHNW. Zudem steht auch die Vernetzung und der Austausch im Fokus. Die FHNW ist seit 2022 Mitglied des Netzwerks Fokus Sustainability, das vom Schweizerischen Verband der Studierendenorganisationen für Nachhaltigkeit (VSN-FDD-FSS) und dem Schweizerischen Studierendenverband (VSS-UNES-USU) gegründet wurde. Focus Sustainability setzen sich dafür ein, alle Studierenden an Schweizer Hochschulen in ihrem Engagement für Nachhaltigkeit bestmöglich zu befähigen und unterstützen.
Nachhaltigkeitswoche
Die Swiss Sustainability Week ist nationales Netzwerk für studentisch geführte Nachhaltigkeitswochen an Schweizer Hochschulen. Mit der Unterstützung des Netzwerks fand vom 21. bis 25. März 2022 in Basel und Umgebung eine Nachhaltigkeitswoche statt. Daran haben sich auch Studierende und Mitarbeitende der Hochschule für Life Sciences und der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel mit kreativen Aktivitäten, Infoständen oder einem Vernetzungs-Apéro beteiligt. Neben Velo- und Kleidertauschbörsen gab es auch Clean-up-Aktionen auf dem Campus. Oberstes Ziel der Woche war es, auf aktuelle Themen im Umweltschutzbereich und im Klimaschutz aufmerksam zu machen und aktiv zu einem besseren Lokalklima beizutragen.
Sustainability Salon & FORUM Nachhaltigkeit
Der Sustainability Salon, das interdisziplinäre Austauschgefäss zum Thema Nachhaltigkeit, hat im 2022 fünfmal seine Türen geöffnet. Dabei wurden verschiedene Forschungsprojekte und -initiativen aus dem Bereich Nachhaltigkeit vorgestellt. Zudem beteiligte sich der Salon aktiv am FORUM Nachhaltigkeit, das 2022 erstmals stattfand. Akteur*innen im Bereich Nachhaltigkeit diskutierten über Ziele und notwendige Massnahmen im Bereich Nachhaltigkeit. Die dabei gesammelten Ideen reichen von neuen Raumnutzungskonzepten, Energieautarkie und Regenwassernutzung, innovativen Anreizsystemen für Zugreisen und Velobenutzung, neuen Arbeitsmodellen bis hin zur Einführung von Entscheidungsanstössen bei den Verpflegungsangeboten. Diese werden nun in der Strategiegruppe Aktionsplan Nachhaltigkeit 2025–2028, die sich aus Vertretungen der internen Nachhaltigkeitsgefässe zusammensetzt, diskutiert, geordnet und ausgewertet.
WeWatt Bike
Besucher*innen der Campus Bibliothek Muttenz haben seit Januar 2022 die Möglichkeit, kräftig in die Pedale zu treten. Sie können sich in ihren Lernpausen bewegen und ablenken oder das Gerät auch während des Lesens nutzen. Indem das Fahrradergometer beim Radeln Strom erzeugt, gibt es zudem einen umweltfreundlichen Mehrwert: Die grüne Energie, die durch die eigene Muskelkraft erzeugt wird, kann zum Aufladen von Smartphones, Tablets, Handys oder Laptops genutzt werden. Das grüne Rad macht die Bibliothek als Lernort attraktiver und sensibilisiert zugleich für das Thema Nachhaltigkeit.
Materialsammlung
Seit Herbst 2022 steht allen Studierenden und Mitarbeitenden am FHNW Campus Muttenz eine Materialsammlung mit ca. 150 Exponaten rund um das Thema Bauen zur Verfügung. Welches Baumaterial weist welche Eigenschaften auf und wie fühlt es sich an? Diese Fragen können durch den Zugang von unterschiedlichsten Material- und Werkstoffmustern beantwortet werden. Die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW führt zunächst vorwiegend Materialien aus dem Bereich der Baukonstruktion in dieser Sammlung, mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und dem Re-Use von Baumaterialien. Auf jedem Exponat ist ein QR-Code angebracht, über den ein entsprechender Eintrag mit Zusatzinformationen auf der Online-Datenbank des Netzwerks Material-Archiv aufgerufen wird.
FHNW imFreien
Das Projekt FHNW ImFreien setzt sich praxisnah mit einer nachhaltigen und partizipativen Gestaltung des Campus-Aussenareals in Brugg-Windisch auseinander. Dieses Vorhaben wird durch verschiedene Intermezzos und Labs realisiert. Intermezzos sind kurze respektive einmalige Events und Workshops, Labs sind mittel- bis langfristige Aktivitäten. Neben dem Experimentieren mit unterschiedlichen Bepflanzungen, erkundeten beispielsweise rund 60 Studierende den Aussenbereich des FHNW Campus Brugg-Windisch in einem interaktiven Sinnes-Parkour. Über direkte Sinneswahrnehmung, Selbstreflexion und gegenseitigen Austausch nahmen die Teilnehmer*innen verschiedene, mitunter ungewohnte Perspektiven ein und erkundeten den Aussenbereich des Campus auf eine andere Art.
Synergien Diversity
Die Themen Nachhaltigkeit und Diversity sind eng miteinander verzahnt. Mindestens zehn der 17 Sustainable Developement Goals haben soziale Aspekte. Zugleich haben die ökologischen und ökonomischen Perspektive der Nachhaltigkeit einen unmittelbaren Einfluss auf die Menschen. Bisweilen führen die unterschiedlichen Perspektiven zu einem gewissen Spannungsverhältnis und schaffen Zielkonflikte, die es auszuhalten und transparent zu machen gilt. Zugleich liegen in dieser Mehrperspektivität grosse Chancen. An der FHNW werden Diversity und Nachhaltigkeit zusammen gedacht und als sich gegenseitig ergänzend verstanden. Die FHNW hat im Bereich Inklusion, Chancengerechtigkeit und Gesundheit zahlreiche Projekte und Massnahmen umgesetzt. Eine Auswahl wurde im Jahresrückblick Diversity FHNW 2022 publiziert.