Primarschulen im Spannungsfeld von Inklusion und Bildungsstandards
Rekonstruktiver Fallvergleich und partizipative Entwicklung inklusiven Unterrichts
Spannungsfeld von Inklusion und Bildungsstandards
Die Einführung des neuen Lehrplans 21 in der Schweiz entspricht der Ausrichtung des Bildungswesens auf Bildungsstandards, die nach den ersten PISA-Studien in den europäischen Ländern stattgefunden hat. Gleichzeitig liegt die Umsetzung und Weiterentwicklung eines integrativen Unterrichts im aktuellen Aufgabenbereich der Volksschule. Der Lehrplan greift das Ziel des integrativen Unterrichts ebenfalls auf. So sind die Lehrpersonen z. B. dazu aufgerufen, eine individuelle, die Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigende Lernunterstützung zu bieten. Gleichwohl sind die mit dem Lehrplan 21 verbundenen Veränderungen mit Blick auf den integrativen Unterricht auch ambivalent, denn sie gehen mit einem Bildungsmonitoring in Form standardisierter Leistungsmessungen einher, die vielfältige Lernausgangslagen nur bedingt berücksichtigen.
Fragestellung
Das Projekt geht der Bedeutung der beschriebenen Entwicklung für die integrative Unterrichtspraxis nach und fragt, wie Lehrpersonen mit den unterschiedlichen Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler im Unterricht vor dem Hintergrund des Spannungsfeldes zwischen integrativer Ausrichtung, Kompetenzorientierung und standardisierter Überprüfung von Bildungszielen umgehen.
Vorgehensweise
Der Forschungsfrage wird in Schulen der Primarstufe über zwei miteinander verbundene Teilprojekte nachgegangen: Teilprojekt 1 rekonstruiert die unterrichtlichen Orientierungen der Lehrpersonen und ihre Passung mit den Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler. Dabei interessieren insbesondere damit verbundene Prozesse der Inklusion und Exklusion. Hierzu werden Gruppendiskussionen und Unterrichtsvideos erhoben, die mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet werden. Teilprojekt 2 zielt auf eine partizipative Entwicklung integrativen Unterrichts. Dabei sollen das (Erfahrungs-)Wissen der Lehrpersonen und der Schülerinnen und Schüler einbezogen werden. Zudem werden Erkenntnisse aus Teilprojekt 1 sowie Wissensbestände aus Forschung und Praxis integrativen Unterrichts als Ressourcen genutzt. Diese Form von Unterrichtsentwicklung wird im Teilprojekt 1 durch ausgewählte empirische Analysen reflektiert.
Das in der qualitativen Inklusionsforschung angesiedelte Projekt ist mit dieser Kopplung der Teilprojekte auf Erkenntnisse zu unterrichtlichen Ein- und Ausschlussprozessen und die Weiterentwicklung integrativen Unterrichts der Primarschule im Kontext des o.g. Spannungsfeldes gerichtet. Damit zielt es zugleich auf einen Theorie-Praxis-Transfer, der für das anvisierte Handlungsfeld hoch relevant ist.
Laufzeit: 2020-2024
Fördermittel: SNF
Projektleitung: Monika Wagner-Willi, Raphael Zahnd
Doktorierende: Katharina Papke, Franziska Oberholzer
Weitere Informationen: Primarschulen im Spannungsfeld von Inklusion und Bildungsstandards - Inklusive Didaktik und Heterogenität