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Was wollen die Kinder?

Eine Gemeinde schafft einen neuen Frei- und Spielraum. Kinder sagen, was sie brauchen, wie der Raum aussehen soll und bauen mit. Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW fördert die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an einer naturnahen Quartier- und Siedlungsentwicklung.

Kinder gestalten ihren neuen Spielplatz in Herznach AG mit.

Eine Motorsäge heult. Vorsichtig rundet ein Mann in oranger Warnweste die Ecken der Holztreppe ab, die auf den Hügel zur Rutsche führt. Ein Junge schleppt einen Eimer den Hügel hinauf, und giesst Pflanzen, die am Hang neu gesetzt wurden. Weitere Kinder holen Wasser, laufen zwischen Beeten und Brunnen hin und her. Wasser, das nicht in ihre Eimer läuft, speist den kleinen Bach, der über das Gelände fliesst. Mit Minispaten vertiefen einige Kinder das Bachbeet. Sie stauen das Wasser und spielen im Matsch. Neben der Schule in Herznach (Kanton Aargau) entsteht ein neuer, naturnaher Spiel- und Erlebnisraum.

Partizipation von Kindern

«Am besten finde ich die grosse Schaukel», erzählt ein Junge. Dass jede Klasse seiner Schule einen der grossen Pfähle bemalen konnte, die auf dem Gelände in den Himmel ragen, hat ihm auch gefallen. Die Kinder dürfen den Spielplatz nicht nur dekorieren und an diesem Morgen beim Aufbau helfen. Die Gemeinde Herznach hat sie von Anfang an eng in die Situationsanalyse, die Planung und Realisierung einbezogen. Dass der Spielplatz so aussieht, wie er an diesem Tag von den vielen helfenden Händen gestaltet wird, beruht auf den Ideen und Bedürfnissen der Kinder im Ort. Zusammen mit den Gemeinden Birmensdorf und Aarburg nahm Herznach an QuAKTIV teil - einem Programm der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW für naturnahe, kinder- und jugendgerechte Quartier- und Siedlungsentwicklung im Kanton Aargau.

Das Projekt

Die Fachstellen Jugend des Kantons Aargau sowie Umweltbildung des Naturama Aargau beraten und begleiten Planungsvorhaben im Bereich von Spiel- und Begegnungsplätzen. Beide stellten fest, dass partizipative, ökologische und pädagogische Ziele in den Projekten stärker als bisher zu berücksichtigen sind. Doch es fehlten Modelle, Methoden, Strukturen und Erfahrungen.
Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW erhielt den Auftrag, ein Projekt zu entwickeln, welches neben Kindern und Jugendlichen explizit auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Gemeinden und Verwaltung, Fachpersonen aus den Bereichen Planung, Immobilienmarkt, Kinder- und Jugendförderung sowie die Bevölkerung einbezieht.

Gemeinsamer Prozess

Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW unterstützte die drei Pilotgemeinden dabei, neue naturnahe sowie kindergerechte Lebensräume zu schaffen: Lokale Arbeitsgruppen verwirklichten gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen eigene Projekte zur Quartierentwicklung. Dabei wurden verschiedene Beteiligungsmethoden ausprobiert, dokumentiert und evaluiert. «Für jüngere Kinder war die Spielplatzbegehung in Herznach sehr gut geeignet», erkennt Timo Huber, wissenschaftlicher Assistent am Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und Mitarbeiter im Projekt. «Die Kinder mussten sich nicht zwingend in Worten ausdrücken, sondern konnten zeigen, wo sie gerne spielen und wie sie lernen». Für ältere Kinder waren die Dorfbegehungen gute Wege, Anregungen zu geben.
Für die konkrete Planung des Spiel- und Erlebnisraums hat sich der Bau von Modellen bewährt. 30 Kinder - demokratisch von den Klassen der örtlichen Primarschule gewählt - haben ihre Ideen und Wünsche kreativ ausgedrückt: Sie möchten klettern, sich verstecken, bauen, am Wasser spielen, Insekten beobachten, gärtnern. Die Ideen aus den Modellen wurden zusammengefasst und schliesslich von allen Schulkindern bewertet. Die Einweihung des neuen Treffpunktes für Gross und Klein fand im April 2015 statt.

Die Erfahrungen und Evaluationen aus den Pilotgemeinden wurden in einer Praxishilfe aufbereitet. Diese steht unter www.quaktiv.ch als Download bereit.

(Textgrundlage: Nadine Fieke (Stiftung Mercator Schweiz))
Marianne Stänz

Der Spielplatz Träff und die gestaltete Ecke auf dem Pausenplatz des Schulhauses Widegass sind sehr schön geworden und werden von den Kindern intensiv «bespielt». Wir haben so positive Erfahrungen gemacht, dass wir aktuell ein eigenes Projekt machen, um den gesamten Pausenplatz Widegass zu optimieren. So trägt QuAKTIV bei uns weiterhin Früchte.

Marianne Stänz, Projektleiterin/Gemeinderätin, Birmenstorf AG
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