Inklusion
CoCreate-Woche zum Thema «Inklusion» 2020, Filme: Eine Kooperation von Studierenden der HGK FHNW mit Jonas Schaffter und Studierende der CoCreate
Studierende bietet sich mit der „CoCreate“-Woche eine besondere Gelegenheit, künstlerisch-gestalterischen Perspektiven ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen kennenzulernen. Sie erhalten die Möglichkeit, ihre eigene Haltung im gesellschaftlichen Kontext zu reflektieren. Dozierende und Studierende können im Rahmen der CoCreate-Woche gemeinsam neue Formate für die Lehre testen und weiterentwickeln.
CoCreate 2020 – INKLUSION
Die diesjährige CoCreate Woche befragt die aktuelle Situation in Hinblick auf Inklusion an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW und fragt auch nach den künstlerischen und gestalterischen Perspektiven und Ansätzen zu Inklusion.
Gesellschaftliche Normalität erzeugt Normierungen. Das Abgrenzen des Normalen vom Anderen sowie das Sich-als-Anders-Empfinden oder Verstehen sind die Antagonismen von Normierungsprozessen. «Alle Menschen unterscheiden sich voneinander – ob in Herkunft, Aussehen, körperlicher Verfassung, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Alter.
«Inklusion betrachtet Menschen nicht normativ sondern akzeptiert sie in ihrer Unterschiedlichkeit.» (Martin Haug) Inklusion bedeutet das Einbeziehen des Anderen in das eigene Denken und Handeln. Das Anders-Sein subjektiver und kollektiver Akteure anzuerkennen, so dass je spezifische, zueinander auch widersprüchliche Entwürfe von Sein- und Denkweisen lebbar sind, ist ein wesentliches Ziel von Inklusion. So betrachtet, bietet ein aktiver und produktiver Umgang mit dem Thema «Inklusion» für eine Kunst- und Designhochschule die Möglichkeit, Normen, Normierungen und Stereotypen einer Mehrheit zu hinterfragen, in dem die Stimme und die wahrnehmungsperspektive Benachteiligter besser gehört wird. Inklusion stellt ein zugleich ästhetisches wie auch utopisches Projekt dar.
Die vorliegenden Kurse und Projekte nehmen auf das Thema «Inklusion» gesellschaftlich, künstlerisch und gestalterisch Bezug und vernetzen es mit dem Campus der Künste auf dem Dreispitz, mit der Region, der Nation und dem Globus.
Das detaillierte Programm steht hier zum Download bereit.
K1
Wer sind «die Anderen»? – und wer bin dann ich? – gesellschaftliche Normen im Fokus
Die hierarchischen Unterscheidungen, welche unsere Gesellschaft bestimmt, basieren auf einem systematischen Othering-Prozess. Dieser Othering Prozess produziert und legitimiert zugleich immer zu hierarchischen Einteilungen. Die hegemoniale Ordnung der Welt fusst auf einer Abwertung der «Anderen»: Vielfältige Merkmale sozialer Differenzierungen (wie beispielsweise Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit) stellen die Basis für die Aufwertung der herrschenden Norm dar, welche sich wiederum über die negative Markierung und illusorische Unterlegenheit der «Anderen» (z.B. einer marginalisierten Gruppe) definiert.
Der Akt des Othering ist somit nicht nur eine Markierung und Platzierung des beherrschten Subjekts bzw. Objekts, sondern auch die strategische Platzierung der Herrschenden – der unsichtbaren Norm. Dank feministischen, antirassistischen, queer- und intersektionalen Analysen und subversiven Interventionen können wir heute diese Norm benennen.
Gemeinsam möchten wir ihre Wirkkraft untersuchen und unsere eigene Positionierung reflektieren. Dazu untersuchen wir vor allem auch unsere Sprechakte – wie bezeichne ich mich und wie «die Anderen»?
Leitung:
Rahel El-Maawi
Institut:
Ästhetische Praxis und Theorie
K2
Von der Freiheit nicht zu diskriminieren
Im Zentrum dieses Kurses steht die transdisziplinäre Zusammenarbeit: Studierende, Dozierende und Praxispartner*innen der Freiform, treten in einen offenen Austausch mit Gestalter*innen der HGK. Sozialarbeitende bewegen sich – ebenfalls gestaltend – in zwischenmenschlichen
und strukturellen Sphären des Sozialen. Diese Arbeit fordert immer wieder zur Reflexion über Barrieren und Diskriminierungsformen auf: Welche Mauern sind bewusst, welche absichtsvoll und welche unerkannt und welche nicht wahrgenommen?
In diesem Kurs erkunden wir verschiedene Räume und Orte. Wir beobachten und reflektieren, wie Atmosphären wirken und was sie als inklusive Praxis ausmachen können. Wir beschäftigen uns mit subjektiven Lebenswelten, Körperlichkeit, Macht, Grenzen und Freiheit. Im Erkunden stellen wir die Dichotomie von anders* und normal* infrage. In der Begegnung befassen wir uns mit Ausdrucks- und Bewegungsformen. Im Diskurs spielen wir mit unserer Sprache.
In diesem Prozess wollen wir Visionen von Inklusion als radikale Anerkennung von Diversität und Diskriminierungsfreiheit5 bündeln. Die Übersetzung dieser Visionen in die Realität wird in diesem Sinn Teil unserer persönlichen und professionellen Praxis für die Zukunft.
Leitung:
Freiform HSA in Zusammenarbeit mit Institut HyperWerk:
Jeremias Amstutz, Raphael Calzaferri, Lina Faller, Ivana Jović, Tom Nieke, Günther Wüsten
Institut:
Freiform HSA in Zusammenarbeit mit Institut HyperWerk
K3
Dance out of line – non-conforming design investigations
Even though we want to think about design as socially beneficial, often its products do precisely the opposite, reinforcing structural inequalities. Instead of including, bridging and transforming our environment into a juster one, many times design sets the “normal” standards to engage with artefacts and spaces. This “universal normal” is very particular and on the physical level, excludes most of the users, who do not fit. On a symbolic level, it establishes standardisation, marginalising all the non-conforming.
Discriminating norms are all around us; whether we have a look at white normativity of the “nude” colour, heteronormative imagery of nuclear family, gendered typography or doors that only abled bodies can open. Therefore, we invite you to join our “non-conforming design investigations”
to explore how specific norms and ideas about gender, race, class, ability and sexuality influence our design practice. Believing in a transformative potential of design, during this one-week workshop, we will make visible and question norms that contribute to discrimination and exclusion. Questioning our own biases, we will experiment collectively with different approaches.
All the artefacts (that document your inquiry) developed during this workshop, such as objects, visuals, garments, movies, texts, installations and more will form an exhibition on our campus. With the exhibition, we will make your research public and open up a broader discussion.
Leitung:
Maya Ober, Ramon Cilurzo
Institut:
Industrial Design
K4
Ausschluss einbeziehen
Die Thematik «Inklusion» birgt schwierige Diskussionen, gegenläufige Antworten, Utopien, aber auch Chancen.
Inklusion verlangt nach Einbezug. Hier drängt sich die Frage auf, ob Einbezug ohne Ausgrenzung möglich ist. Gestaltet nicht erst der Einbezug von Etwas die Grenze, die das Andere sichtbar macht? Und bietet nicht erst die Abgrenzung eine Chance beim Thema «Inklusion»? Denn nur was sichtbar im Sinne von Wahrnehmung und Bewusstsein ist, kann Veränderung erfahren. Betrachten wir Inklusion demzufolge als starken Treiber von gestalterischer Auseinandersetzung, birgt es das Potenzial neuer Erkenntnis.
Mit der spannenden und spannungsvollen Basis der CoCreate – der Forderung nach Auseinandersetzung mit Inklusion im gestalterischen und künstlerischen Kontext – setzen wir uns in diesem Workshop nicht nur gedanklich auseinander. Wir werden unsere Ideen auch durch Produkte
sichtbar werden lassen.
Mittels verschiedener kreativer Techniken versuchen wir, uns der Thematik anzunähern, neue Perspektiven einzunehmen und zu erproben. Wir werden in der Grossgruppe, sowie in kleineren Gruppen arbeiten, und gemeinsam definieren, wie wir unsere gestalterische Auseinandersetzung mit der Thematik «Inklusion» im Kontext unseres Workshops darstellen.
Leitung:
Nora Dainton
Institut:
Industrial Design
K5
Überall Männermeinungen / Male opinions everywhere
Trotz stetiger Fortschritte in der Gleichstellung von Mann und Frau in Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben, bleibt Gendergerechtigkeit in der Schweiz weiterhin unerreicht. Neben Lohnunterschieden und den fehlenden Frauen in Führungspositionen und Verwaltungsaufsichten ist die Übervertretung von Männern in der öffentlichen Meinungsbildung besonders frappant. Fachliche, berufliche oder wissenschaftliche Expertise wird in der Schweiz nach wie vor primär mit Männern assoziiert. Dieser subtile wenn auch allgegenwärtige Ausschluss von Frauen kann täglich in den Medien verfolgt werden: Die meisten Experteninterviews werden mit Männer geführt, männliche Kolumnisten dominieren die Tageszeitungen. Täglich wird in der Schweiz männliche Expertise zelebriert. Die Corona- Krise ist ein aktuelles Beispiel dafür. Mal ehrlich, kommt Dir der Name einer medienwirksamen Epidemiologin in den Sinn?
Im Co-Create Modul «Überall Männermeinungen / male opinions everywhere» befassen wir uns mit den Hintergründen und Auswirkungen der Männer dominierten öffentlichen Debatte und Meinungsfindung in der Schweiz und entwickeln konzeptionelle, künstlerische, spielerische und politische Strategien für die vermehrte Inklusion weiblicher Meinungen und Expertisen. Ideen und Prototypen, welche die bestehende Situation verbildlichen, sowie Alternative Ansätze stehen dabei im Vordergrund.
Leitung:
Tobias Hagmann, Rahel Leupin
Institut:
Innenarchitektur und Szenographie
K6
Verwobene Koexistenz
Instagram App: @cc_koexistenz
Instagram Browser: https://www.instagram.com/cc_koexistenz
Viren gehören wie Bakterien oder andere Mikroorganismen zu unserem Lebensalltag. Selten jedoch sind wir mit bedrohlichen Szenarien konfrontiert, wie aktuell durch die Corona-Pandemie. Solche Szenarien haben uns veranlasst, Inklusion in einer mehr-als-menschlichen Umwelt zu betrachten. Wir beschäftigen uns mit verwobener Koexistenz im urbanen Lebensalltag und nehmen Online-Plattformen und Angebote aus sozialen und gestalterisch-künstlerischen Bereichen ins Blickfeld. Dabei interessieren uns folgende Fragen:
– Welche Angebote wurden mit welchen Absichten von welchen Akteur_innen lanciert?
– Wer ist in welcher Form von In- resp. Exklusion betroffen und was bewirkt dies im alltäglichen Zusammenleben einer verwobenen Koexistenz?
– Welche Alternativen bieten Angebote, deren künstlerisch-gestalterische Praktiken den Einbezug einer mehr-als-menschlichen Umwelt intendieren?
Neben Recherchen in selbstorganisierten Gruppen bieten insbesondere Inputs von Beteiligten in lokalen Initiativen eine Grundlage, um eigene Arbeiten zu einem inkludierenden Alltag zu entwickeln: eine Blindenwerkstatt mit integriertem Bürstenbinde- und Korbflechthandwerk @blindenwerkstatt.ch , Plan B, eine Baum-Ausstellung im Roten Korsar @umweltausstellungen , und ein Forschungsprojekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften @zhaw , das das Potenzial Dachbegrünung untersucht.
Die gewählten Themenschwerpunkte der Arbeitsgruppen bewegen sich von der verwobenen Koexistenz persönlicher multipler Identitäten #identityblubb, über die haptische und auditive Erfahrung von Handwerk #ccblindenwerkstatt , bis zur Netzwerk-Kommunikation von Bäumen #treetalk und spekulative Vorschläge zur Begrünung des Freilagerplatzes #betierung.
Instagram als Format für die Präsentation des Kurses haben wir gewählt, da diese Oberfläche ermöglicht, in einer gemeinsamen „co-curation“ die entstandenen visuellen, auditiven und textuellen Materialien zueinander in Bezug zu setzen.
Die Projekte sind von und mit Studierenden der Institute Mode, Kunst, Industrial Design, Hyperwerk, Visuelle Kommunikation der HGK FHNW Basel entstanden.
@hgk_fhnw #cocreation #coexistence @criticalmedialab
Leitung:
Flavia Caviezel, Merle Ibach
Institut:
Experimentelle Design und Medienkulturen
K7
Embracing Crisis – Umarmen (in) der Krise?
Eine Umarmung ist eine bejahende Geste, die Nähe schafft und Zuneigung vermittelt. Mit Social Distancing wurde diese Geste stark eingeschränkt und sie zum Risiko ernannt. Zu umarmen bedeutet in mehrerer Hinsicht Freundschaft und Akzeptanz aufzuzeigen, die Anerkennung des Gegenübers – und die Anerkennung von Differenzen. Was Hannah Arendt schrieb, gilt heute mehr denn je: «Wir brauchen eine Sprache und eine Praxis, die in der Lage ist, Differenz zu konzeptualisieren.» Diversität stellt das Herzstück unserer Menschlichkeit dar und ist auf vielen Ebenen des Lebens stark gefährdet. Die politische Inklusion zu thematisieren, ist für die menschliche Existenz essentiell, weil sie einen Ort in der Welt schafft, der Ansichten bedeutsam und Handlungen wirksam macht. Politik ist historisch gesehen jene Praxis, sich mit den Formen der (Ohn-)Macht auseinanderzusetzen. Es gibt Analysen, die eine Verschärfung der Unterschiede zwischen den Klassen, den Geschlechtern und auch die Auseinandersetzung mit neuen und alten Formen der Feindlichkeit gegenüber dem Anderen, dem Fremden voraussagen. Viele Stimmen sagen, die COVID-19-Krise wachse innerhalb der Nachwirkungen von anderen, grossen Krisen, wie dem 11. September. Andere erinnern sich an die AIDS Krise und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Umbrüche. Wir möchten uns mit diesen Fragen befassen und uns mit den Rollen von Kunst und Imagination in den integrativen Diskursen und Praktiken beschäftigen.
Leitung:
Alice Wilke und Gäste
Institut:
Kunst
K8
Share your Brain. Entwickeln einer Plattform
Jeder von uns ist Teil von Gruppen in die wir – bewusst oder nicht – inkludiert sind. Daher sind wir auch von Gruppen ausgeschlossen, von denen wir keine blasse Ahnung haben. Um sich in der Konstellation zu positionieren, gibt es nur einen Weg: Perspektiven, Gedanken und Erfahrungen teilen. Für jede Perspektive gibt es Personen, die sie teilen oder daran interessiert sind, ihre Unwissenheit darüber aufzuklären.
«Share Your Brain» ist ein Projekt für mehr Kollaboration und Interaktion zwischen Studierenden, Instituten, Lehrern und Mitarbeitern der HGK, und für mehr Vertrauen in die eigene Perspektive (Gedanken, Vorstellungskraft, Erfahrungen, Eigenschaften...). Es funktioniert eigenständig mit einer Liste von E-Mails, die an die eigenen Angebote und Anfragen geknüpft sind. Die Hauptideen für die CoCreate-Woche sind:
• DIALOG: Wörter finden, um eigenen Perspektiven mitzuteilen und die damit verbundene Freude zu erleben
• BEGEGNUNGSWEISEN: physisch und virtuelle Räume lokalisieren, wo der Austausch stattfinden kann (auch innerhalb der physischen Distanzierung)
• NACHHALTIGER AUSTAUSCH: Veranstaltungen organisieren, um Interessierte mit anderen Perspektiven zusammenzubringen. Die «Share Your Brain» Angebot-und-Anfrage-Listen regelmässig digital wie analog aktualisieren Teile deine Perspektive mit uns!
Leitung:
Melissa Torres, Florian Olloz, Rambert Bellmann
Institut:
LLAD Learning Lab (LGK)
K9
REFUSE TO GET USED TO IT Stitch ’n’ Bitch
https://refuse-to-get-used-to-it.tumblr.com
«To Hell with good Intentions! It is urgent that we inquire Design’s role in sustaining heteronormativity, sexism, racism, xenophobia, and classism.»
Tatsächlich reproduzieren Design und Designlehre – wir immer noch die «Matrix of Domination», obwohl sie – wir nach aussen einen kritischen und künstlerisch-offenen Ansatz proklamieren. «Refuse to get used to it». Let’s dive into Queer-Intersectional-Feminist- Decolonial Perspectives on Design: Ein erstes Recherche-Set dazu entsteht hier, und wird im Kurs erweitert: https://miro.com/app/board/o9J_ku3_ZfE=/ Dazu gibt’s folgende Workshop-Einheiten:
- INTRO: Geschichte des Stitch ’n’ Bitch als «empowernde» Tätigkeit und Beispiele inspirierender Freestyle-Stickerei, danach täglich:
- MEET ‘N’ READ: Gemeinsam Textpassagen aus dem Recherche-Set lesen und besprechen, ca. 1h
- STITCH ’N’ BITCH: Motiv-Recherche und Freestyle-Sticken, frei nach «how to turn your complaints into art according to the guerrilla girls» Stickkenntnisse sind keine Voraussetzung, you are all welcome.
Leitung:
Bakri Bakhit, Jana Kessler
Institut:
Mode-Design
K10
Das utopische Denken
Vielfach wird absolute Inklusion als eine ‹Utopie› bezeichnet. Dabei ist der Begriff «Utopie» mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt: Je nachdem, wer spricht und was gesagt werden soll, wird mit dem Attribut ‹utopisch› entweder die ideelle Perfektion oder aber die praktische Unerreichbarkeit einer Vision unterstrichen. Diese Mehrdeutigkeit gilt es zu diskutieren – und das nicht zuletzt, weil das Denken in Utopien in den letzten Jahren gerade auch im Kontext von Gestaltung und Kunst eine beachtliche Renaissance erfahren hat.
In den utopischen Fiktionen der frühen Neuzeit und der Moderne materialisierten sich gesellschaftliche und technologische Idealvorstellungen, die dem Wohle aller dienen sollten. Allerdings forderten gerade diese Utopien eine Uniformität ein, die keinen Platz für Widerspruch und Individualität erlaubte. Gerade wenn utopische Entwürfe nicht primär als spekulative Gedankenexperimente fungieren, sondern tatsächlich realisiert werden sollen, laufen sie Gefahr, als «Dystopien» auch in ihr Gegenteil umzuschlagen.
Wir nutzen die CoCreate-Woche insofern als eine Gelegenheit, uns ganz grundsätzlich mit der Geschichte und Aktualität der Utopien zu beschäftigen. Durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion von ausgewählten Texten schaffen wir eine Grundlage für die Weiterentwicklung des utopischen Denkens im Kontext von Gestaltung und Kunst.
Leitung:
Ludwig Zeller
Institut:
Visuelle Kommunikation
K11
Who is an Art School?
Some say that art, or creativity, cannot be taught nor learned. Yet look where we find ourselves: a school of art and design. To get here, each of us had to go through a number of processes of selection. We were admitted by the school, but we also self-selected to even try to get in. Practices and policies of inclusion and exclusion help constitute the art and design school, as it is for other institutions of higher education. The rules of in- and ex-clusion define not only who can and who cannot be an art student, but also the themes and subjects that can be talked about, and the learning outcomes and the process of subjectivation that we go through as artists, designers, and people.
This workshop questions the art school. Drawing from alternative histories and practices, we propose emancipated practices of sociality and pedagogy that have the power to reshape the institutions that try to regulate them. We shall grow pedagogical approaches from the narration and toolsets of the art practices of students and teachers through role playing & improv, institutional analysis (on and offline), looking at space & architecture, and re-writing institutional documents and forms.
Leitung:
Jamie Allen, Lucie Kolb, Bernhard Garnicnig
Institut:
Experimentelle Design und Medienkulturen
K12
Du bist das Netzwerk
Kann eine Alumni-Organisation Inklusion überhaupt gerecht werden? Vermutlich nicht, da eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft an mindestens eine Bedingung geknüpft ist, nämlich die erfolgreiche Absolvierung eines Studiums an der jeweiligen Alma Mater. Dadurch werden bereits sämtliche Menschen exkludiert, die diese Bedingung nicht erfüllen. Die Organisation selbst könnte sich jedoch inklusiv organisieren und in Form eines gleichberechtigten Netzwerks geführt werden. Der Vorstand der HGKx1 strebt daher eine vernetzte Organisationsform an, die sich durch flache Hierarchien, Selbstorganisation und Eigenverantwortung der Mitglieder auszeichnet.
Was dies im Detail für die HGKx bedeutet und wie dieses Ziel erreicht werden kann, ist bei Weitem noch nicht geklärt. Wir möchten es aber herausfinden und Dich als künftige*r Alumna / Alumnus auf diese spannende Reise mitnehmen.
Innerhalb der Co-Create Woche erarbeiten wir in kollaborativen Prozessen ein Konzept für eine selbstorganisierte, inklusive Netzwerkorganisation. Durch die Prozesse soll der Grundstein für die Transformation der HGKx in ein sich gegenseitig unterstützendes Kreativnetzwerk gelegt werden. Visionen, die sich alleine nur schwierig umsetzen lassen, sollen gemeinsam Realität werden.
Leitung:
Samuel Hanselmann, Françoise Payot, Gastdozierende und Alumni
Institut:
Experimentelle Design und Medienkulturen / Stab HGK
K13
TEXT—il—gest—ALTER—innen
Im Kurs «TEXT—il—gest—ALTER—innen» setzen wir uns mit Pionierinnen des textilen Handwerkens, der Gestaltung und der Kulturarbeit auseinander. Diese Frauen besitzen private Archive, persönliche Sammlungen und können in verschiedenster Weise Geschichte(n) erzählen und handwerkliches, bzw. ethnologisches Wissen und Erfahrungen vermitteln. Hannah Stroem beispielsweise war Gründerin und Dozentin an der ehemaligen Fachklasse Körper & Kleid an der Schule für Gestaltung, Annemarie Seiler-Baldinger hielt sich in den Siebziger und Achtziger Jahren wiederholt in Südamerika auf, forschte als Ethnologin und verfasste das Standardwerk «Systematik der Textilen Techniken». Sie unterrichtete am Ethnologischen Seminar in Basel und kuratierte Ausstellungen im Museum der Kulturen. Beiden Frauen ist gemeinsam, dass ihre Lebensgeschichte eng verknüpft und verstrickt ist mit ihrem beruflichen Werdegang. Eine jüngere Generation von Gestalterinnen wie Fabia Zindel (MATRIX www.matrixdesign.ch) und Danielle Dreier Harris (TAKTIL taktilworkshop.ch) geben Einblick in ihr Verständnis und ihren Umgang mit Gestaltung. Im LAB geht es um Begegnung, Oral History, Storytelling, Erfahrung, Wissenstransfer und um die Begegnung mit starken Frauen.
Leitung:
Martina Siegwolf mit Annemarie Seiler-Baldinger & Hannah Stroem Inputs: Fabia Zindel, Danielle Dreier Harris, u.a
Institut:
Ästhetische Praxis und Theorie
K14
Museum der Berührungsängste
Wie spreche ich Menschen mit Behinderung an? Bücke ich mich, um mit der Rollstuhlfahrerin zu sprechen? Frage ich meinen Kollegen, der einige Wochen in der Psychiatrischen Klinik war, wie es ihm jetzt geht? Unbekanntes löst Berührungsängste aus. Mit der Angst, das fremde Gegenüber zu berühren, verschliessen wir die Tür zum anderen und zu uns selber. Ein offensiver Umgang mit der Vielfalt von Behinderung und die Möglichkeit, Wissen, Erfahrung, Kompetenz und Ressourcen von Menschen mit Behinderung zu entdecken, sind damit erschwert.
In der Workshop-Woche suchen wir nach Möglichkeiten, Berührungsängste lustvoll auszudrücken. Wir suchen und entwickeln Gegenstände und Geschichten, welche unsere Ängste mal plakativ, mal spielerisch, mal provozierend darstellen. Wir lernen die Arbeit von «Wildwuchs» und dem Projekt «Zur goldenen Rampe» kennen, sprechen über eigene Erfahrungen und lernen Künstler*innen mit Behinderung kennen. In der praktischen Auseinandersetzung erweitern wir unser Verständnis von Inklusion, sowie unsere Möglichkeiten, als Gestalter*innen an einer inklusiven Welt mitzuwirken.
Unsere Eindrücke und Sammlungen präsentieren wir am Ende der Woche in Form eines Mini-Museums, welches den Grundstein für das «Museum der Berührungsängste» am Wildwuchs Festival 2021 bildet.
Leitung:
Zur goldenen Rampe (Cilio Minella und Simon Fürstenberger)
Institut:
HyperWerk
K15
Dokumentation CoCreate
Realisation einer filmischen Dokumentation der diesjährigen CoCreate-Woche. In einer kleinen Gruppe werden verschiedene Konzepte erarbeitet um die einzigartige CoCreate-Stimmung im Einklang mit dem Thema «Inklusion» in Ton und Bild festzuhalten.
Leitung:
Jonas Schaffter
Co-Create Archiv
2019 stand die CoCreate Woche unter dem Thema «Nachhaltigkeit». Ausgehend von einem möglichst breit gefassten, kritischen Verständnis von Nachhaltigkeit wurden aktuelle Herausforderungen und Fragestellungen innerhalb der Hochschule in Bezug dazu gesetzt: Wie gehen wir mit Ressourcen und Abfall um? Wie ernähren wir uns? Wie kommunizieren wir miteinander?
Das entsprechende Kursprogramm der CoCreate Woche 2019 kann hier downgeloaded werden.
Dreispitz Basel / Münchenstein
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