Nachhaltige Ansätze zur Parkraumplanung

    Aufgrund der bestehenden gesetzlichen Regeln sind insbesondere in Agglomerationsgemeinden Parkraumverordnungen bei für die Wohnnutzung vorgesehenen Parkplätzen grosse Leerstände zu verzeichnen. In dichten Stadtquartieren hingegen übersteigt die Nachfrage das Angebot bei öffentlichen Parkplätzen, wodurch Suchverkehr entsteht. Diese Forschungsarbeit zielt darauf ab evidenzbasierte Ansätze zu nachhaltigen Lösungen dieser Probleme der Parkraumplanung zu liefern.

    Zusammenfassung

    In Agglomerationsgemeinden gibt es bei für die Wohnnutzung geplanten und bewilligten Parkplätzen einen beträchtlichen Leerstand. Ein Hauptgrund dafür ist, dass an Standorten mit hoher ÖV-Angebotsqualität und guter Nahversorgung die Autobesitzquote vergleichsweise tief ist, die geltenden gesetzlichen Regeln zur Parkplatzerstellpflicht die Lage einer Immobilie aber normalerweise nicht berücksichtigen.

    In Städten übersteigt die Nachfrage nach öffentlichen Parkplätzen das verfügbare Angebot, wodurch Suchverkehr entsteht. Gleichzeitig sind in vielen Quartieren bei privaten Parkplätzen Leerstände. Ein Hauptgrund dafür sind die im Vergleich zu privaten Parkplätzen günstige Parkierung mit Anwohnerparkkarten, welche lokale Unterschiede bezüglich Angebote und Nachfrage nicht berücksichtigen.

    Zudem wurden die Zusammenhänge zwischen Parkplatzverfügbarkeit, Distanz zum Parkplatz und der Autonutzungshäufigkeit bisher für die Situation in der Schweiz bisher nicht systematisch untersucht und dokumentiert. 

    Projektziele

    Um evidenzbasierte Ansätze zu einer nachhaltigen Parkraumplanung in Städten und Agglomerationsgemeinden definieren zu können, wird in diesem Forschungsprojekt folgenden Forschungsfragen nachgegangen:

    Wie stark würde Mehrfachnutzungen helfen, den Parkplatz (und Raum-)Bedarf zu reduzieren?

    • Welche Wirkung hat in grossen Städten die Verfügbarkeit öffentlichen Parkplätze und Distanz zu privaten Parkplätzen auf die Autonutzung?
    • Welchen Charakteristiken folgt der Autobesitz? Welche Empfehlungen für den Anpassungsbedarf gesetzlicher Bestimmungen zur Parkplatzerstellpflicht können aus dieser Analyse abgeleitet werden?
    • Wie können bestehende Daten zu Angebot und Nachfrage nach Parkplätzen für die Wohnnutzung grafisch attraktiv dargestellt werden, um so den politischen Entscheidungsprozess zu versachlichen?
    • Wie reagieren Anwohnende auf Veränderungen der Nutzungskosten und Verfügbarkeit von Parkfeldern in der blauen Zone bezüglich Parkverhalten und Fahrzeugbesitz? Welche Rolle spielt dabei die Intensität der Autonutzung?

    Umsetzung

    Die Beantwortung der Forschungsfragen erfolgt in fünf aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen. Aufgrund einer der geltenden Parkplatzverordnungen und der Erwartungen zukünftiger Mobilitätsangebote wird dabei zwischen Anwendungsgebieten in Städten und Agglomerationsgemeinden unterschieden.

    Eine gründliche Literaturanalyse zu den gestellten Forschungsfragen bildet die Basis für die weiteren Arbeitspakete. Im zweiten Arbeitspaket wird aufgrund von Einzeldaten des Mikrozensus Mobilität und Verkehr das Potenzial für Mehrfachnutzungen räumlich differenziert beurteilt und die Wechselwirkung zwischen der Parkplatzverfügbarkeit und der Autonutzung deskriptiv beschrieben.

    Im dritten Arbeitspaket wird ein Prototyp eines digitalen Datenatlas zur Parkplatznachfrage für die Wohnnutzung entwickelt. Basierend auf bestehenden, räumlich hochaufgelösten Daten (z.B. STATPOP, STATENT, synthetische Population des NPVM) werden Skripte zur Erstellung von aussagekräftigen Datengrafiken programmiert, welche einen räumlich differenzierten Vergleich des Parkplatzbedarfs innerhalb einer Gemeinde und im Vergleich mit anderen, ähnlichen Gemeinden ermöglichen.

    Mit einer neuen stated preference Erhebung in Genf, Basel und Zürich wird im vierten Arbeitspaket untersucht, wie sich Veränderungen beim Parkplatzangebot auf die Parkplatzwahl am Wohnort (blaue Zone, Miete eines privaten Parkfelds, Verzicht auf ein Auto) auswirken und welche Rolle dabei die Intensität der Autonutzung und weitere Faktoren spielen.

    Auf Basis der in allen Arbeitspaketen gewonnenen Erkenntnissen werden im Rahmen einer Synthese nachhaltige Ansätze zur Parkraumplanung erarbeitet, welche den nach Raumtyp unterschiedlichen Anforderungen, Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten Rechnung tragen.

    Publikationen

    s. Liste im IRF

    Eckdaten des Projekts

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    Finanzierung:
    Bundesamt für Strassen (ASTRA)
    Projektlaufzeit:
    07.04.2021 – 31.03.2024
    Projektleiter/ -in:
    Prof. Dr. Alexander Erath (FHNW), Mark Sieber (EBP AG)
    Projektmitarbeitende:
    Dr. Michael van Eggermond, Samuel Graf (EBP AG), Fabienne Perret (EBP AG)
    Keywords:

    Parkplatzerstellpflicht, Mehrfachnutzung, Parkplatzbedarf, stated preference, Autonutzung

    Externe Projektwebseite

    https://www.aramis.admin.ch/Grunddaten/?ProjectID=48526