Skip to main content

Freiheit, Gleichheit, Sicherheit. Zur Geschichte des Musikerberufs in der Moderne

Colloquium 48 - Vortrag von PD Dr. Martin Rempe (München/Konstanz) in Zusammenarbeit mit der SMG Ortsgruppe Basel / Dienstag, 22. März 2022, 19 Uhr

Bis heute gilt Deutschland als gelobtes Land der Musik. Herausragende Komponisten, gefeierte Interpreten und berühmte Orchester üben eine große Anziehungskraft aus. Das Fundament, auf dem diese Reputation seit dem 19. Jahrhundert gedeihen konnte, bildeten Musiker*innen in ihrer breiten Masse. Sie saßen in Orchestergräben oder spielten in Ensembles zum Tanz auf, gaben mit der Militärkapelle ein Gartenkonzert oder begleiteten im Stummfilmkino. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Vortrag die Lebenswelt von Berufsmusikern im langen 20. Jahrhundert. Es wird dargestellt, dass sich das Berufsfeld erst nach und nach professionalisierte und in verschiedene Musikkulturen auffächerte. Aufgrund beharrlicher Lobbyarbeit und begünstigt durch die technologische Entwicklung, konnten sich Musiker*innen mehr und mehr aus ihrer prekären Lage befreien und ihr gesellschaftliches Ansehen steigern. Dieser Weg verlief allerdings weder geradlinig noch konfliktfrei. Vielmehr bewegte er sich in einem Spannungsfeld zwischen künstlerischem Freiheitsstreben, gesellschaftlichen Gleichheitsforderungen und ökonomischen Sicherheitsbedürfnissen. Die Zukunft des Musikerberufs war in der Vergangenheit insofern ähnlich umstritten, wie sie gegenwärtig wieder zur Diskussion steht.

 

Martin Rempe ist Historiker, Privatdozent an der Universität Konstanz und dort seit April 2020 Inhaber einer DFG Heisenbergstelle. In WS 21/22 vertritt er die Professur für Europäische Geschichte an der LMU München. Frühere Professurvertretungen bekleidete er in Konstanz, Freiburg und Heidelberg. Rempe promovierte 2010 in Berlin zu den entwicklungspolitischen Beziehungen zwischen der EWG und dem Senegal im Zeitalter der Dekolonisierung und ging danach als Assistent zu Jürgen Osterhammel an den Arbeitsbereich für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Konstanz. Nach Forschungsaufenthalt an der Vanderbilt University 2015/16 habilitierte er sich Ende 2017 in Konstanz mit einer Studie zur Sozial- und Kulturgeschichte des Musikerberufs in Deutschland. Die Studie erschien 2020 mit dem Titel Kunst, Spiel, Arbeit. Musikerleben in Deutschland, 1850-1960 in den Kritischen Studien zur Geschichtswissenschaft (Vandenhoeck & Ruprecht); eine englische Übersetzung ist für Herbst 2022 bei Brill in der Reihe Studies in Central European Histories vorgesehen.

 

Diese Seite teilen: