BNE-App der FHNW
Eine App, mit dem Anspruch transformatives Lernen durch erfahrungsbasierte Reflexion zu fördern und damit einen Beitrag zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) zu leisten.
Das Projekt BNE-App der FHNW wurde von der Professur Didaktik des Sachunterrichts der Pädagogischen Hochschule der FHNW Mitte 2019 initiiert. Seither erfolgt die Entwicklung der App in Zusammenarbeit mit Professur für Requirements Engineering der Hochschule für Technik FHNW.
Im Frühlingssemester 2021 evaluierten Studierende des Studiengangs Primarstufe und des Studiengangs Sekundarstufe I einen ersten Prototypen der BNE-App im Rahmen je einer Lehrveranstaltungen und brachten ihre Ideen für die Weiterentwicklung der BNE-App ein.
Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Stiftung FHNW und vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Aktuell laufen Drittmittelanträge für die Entwicklung von good-practice-Beispielen für den Einsatz der BNE-App in der Lehrer*innenbildung.
Die BNE-App der FHNW möchte einen Bogen vom persönlichen Engagement auf Zeit zur kulturellen und politischen Veränderung unserer Gesellschaft schlagen. Die App soll User*innen ermöglichen, ihre Erfahrungen mit einem selbstgewählten Commitment für eine nachhaltigkeitsbezogene Verhaltensänderung zu reflektieren. Auf diese Weise sollen die Teilnehmenden Erkenntnisse gewinnen, die in Vorschläge münden, wie durch Massnahmen an ihrer Schule, ihrem Arbeitsplatz oder auf politischer Ebene Bedingungen für eine Transformation in Richtung Nachhaltiger Entwicklung geschaffen werden können.
Erfahrungen machen – das Self-Commitment
Die App lädt Nutzer*innen dazu ein, sich für ein konkretes Verhalten zu entscheiden, das sie während vier Wochen nachhaltiger gestalten möchten. Selbstverpflichtungen – oder eben Self-Commitments – sind dann vor allem wirksam, wenn man sich zu einem Handeln verpflichtet, das man tatsächlich auch einlösen kann. Deshalb stehen unterschiedliche Self-Commitments zur Wahl, die Verhalten in verschieden Konsumbereichen – wie Wasser-, Strom- oder Fleischkonsum – und in unterschiedlicher Ausprägung adressieren.
Die Tagebuchfunktion der App ermöglicht den App-Nutzer*innen festzuhalten, ob und wie ihnen ihr Self-Commitment gelingt und wie sich ihr Wohlbefinden in dieser Zeit verändert.
Gleichzeitig haben die Nutzer*innen die Möglichkeit, in Form von positiven und negativen Posts festzuhalten, was ihnen das Einlösen des Self-Commitments am jeweiligen Tag erleichtert oder erschwert hat.
Selbstverpflichtungen wirken ähnlich wie Vorsätze, sie erinnern einem in den entscheidenden Situationen an die Handlungsausführung. Ergebnisse der Evaluation des ersten Prototyps zeigen, dass sich die App-Nutzer*innen durch die BNE-App darin unterstützt fühlten, ihr Self-Commitment einzulösen.
Erfahrungen reflektieren – der (Wochen-)Rückblick
Mit der BNE-App soll aber nicht bei den Erfahrungen mit dem Self-Commitment stehen geblieben werden, vielmehr soll sie ermöglichen, diese Erfahrungen zu reflektieren und zu Gedanken anregen, was nachhaltigem Handeln entgegensteht und welche Veränderung es bei uns selbst, in unserem sozialen Umfeld, auf politischer Ebene oder auf der Ebene des Konsumangebots benötigt, dass nachhaltiges Handeln selbstverständlich wird.
Um eine Reflexion der Erfahrungen anzuregen, generiert die BNE-App jede Woche eine Übersicht über die Einträge der vergangenen Woche und die Nutzer*innen werden eingeladen, die Posts der vergangenen Woche nochmals zu lesen und zu Faktoren zusammenzufassen, die das Self-Commitment erschweren oder erleichtern.
Am Ende des vierwöchigen Self-Commitments können dann die drei bis fünf wichtigsten Faktoren ausgewählt werden, was nochmals auf eine Auseinandersetzung mit den Faktoren zielt und Schlussfolgerungen anregen soll.
Zudem werden die Nutzer*innen am Schluss aufgefordert, ihre zu Beginn aufgestellten Hypothesen darüber, wie es ihnen mit dem Self-Commitment ergehen wird, mit den tatsächlichen Erfahrungen vergleichen.
Die Ergebnisse der Evaluation des ersten Prototypen machen deutlich, dass die Reflexion der Nutzer*innen nicht auf das konkrete Self-Commitment beschränkt war, vielmehr weisen die Daten darauf hin, dass nachhaltiges Handeln und Gedanken zu Nachhaltiger Entwicklung ganz allgemein in den Blick der Nutzer*innen rückten.
Ideen generieren für eine Transformation in Richtung Nachhaltiger Entwicklung – die Massnahmen-Vorschläge
Nachhaltiges Handeln ist oft gegenkulturelles Handeln – also Handeln, das anders ist, als die Mehrheit um uns herum agiert, Handeln, das man erklären muss oder für das man sich im unmittelbaren sozialen Umfeld vielleicht rechtfertigen muss, Handeln, für das andere vielleicht ein Kopfschütteln übrig haben. Darum meint nachhaltig Handeln, auch Ansatzpunkte zu finden, wie solch gegenkulturelles Handeln zu selbst- verständlichem Handeln werden kann. Auf individueller Ebene, in unserem sozialen Umfeld oder durch politisches Agieren. Nachhaltiges Handeln wird damit nicht auf Handeln reduziert, das von Expertinnen und Experten als nachhaltig beurteilt wird, sondern meint auch einen eigenen Beitrag zur Gestaltung der Weltgesellschaft zu leisten.
Die App fordert auf, Überlegungen anzustellen, wie der Weg zu einer Nachhaltigen Entwicklung und zu einer gesellschaftlichen Transformation konkret aussehen könnte, indem sie wöchentlich dazu auffordert, Ideen für Maßnahmen zu formulieren, mit denen auf individueller Ebene, auf der Ebene des sozialen Umfelds, der Politik und Produkteherstellung das gewählte Self-Commitment erleichtert werden könnte.
Mit der Weiterentwicklung der App möchten wir das Potenzial der App, den Diskurs und Veränderungen in Richtung Nachhaltiger Entwicklung anzustossen, noch besser ausschöpfen. Denn Selbstverpflichtungen wirken nicht nur auf das Handeln der Person, die sich verpflichtet, sondern auch auf Personen in ihrem Umfeld, da das Handeln der selbstverpflichteten Person, auch andere an dieses Handeln erinnert und damit eine Norm beschreibt, die dann im Umfeld übernommen werden kann (Tobias 2007). Umgekehrt, fördert das Eingebunden sein in eine Gruppe, in der sich alle für das gleiche Ziel engagieren, auch die eigene Motivation etwas zu tun. Wir suchen deshalb Teams in Unternehmen, Schulen oder anderen Organisationen die die inhaltlich und technisch weiterentwickelte App-Version testen und mit ihren Erfahrungen, Gedanken und Ideen zur Verbesserung der App beitragen.
Zukünftig soll es dann zudem – im Sinne von Citizen Science – möglich sein, die mit der App gesammelten und aggregierten Daten mit den eigenen bzw. mit den in einem Team zusammengetragenen Daten zu vergleichen und daraus wiederum neue Ideen für Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Kontakt
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Prof. Dr. Svantje Schumann
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Kontakt
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Dr. Corinne Ruesch Schweizer
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