Das Konsortium DEEP erforscht, wie ein gerechter digitaler Wandel an Schweizer Primarschulen gelingen kann, mit dem Ziel, die gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig in die Schweizer Bildungslandschaft zu integrieren. DEEP – Digital Education for Equity in Primary Schools – wird von der Jacobs Foundation unterstützt. Das Konsortium ist ein Zusammenschluss von sieben Hochschulen, die die institutionelle, disziplinäre, methodische und geografische Vielfalt der Schweizer Bildungsforschung widerspiegeln. Die PH FHNW ist eine der sieben beteiligten Hochschulen. Die Projektaktivitäten von DEEP beginnen 2024 und sind auf acht Jahre Gesamtlaufzeit, geteilt in zwei Förderperioden, angelegt.
Projekte mit Beteiligung von PH FHNW-Teams
Das Projekt «Scafalle» kombiniert die Bereiche MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und digitale Technologien. MINT-Bildung trägt zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen (z. B. Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Medikamentenresistenz) bei. Wenn digitale Technologien effektiv genutzt werden, können sie Unterrichtspraktiken transformieren und Lernungleichheiten durch differenzierte Ansätze verringern.
Doch oft ist unklar, wie Schüler*innen mit an digitalen Lernaufgaben und offenen Lernformen partizipieren können. Insbesondere benachteiligte Lernende haben Schwierigkeiten mit solchen Ansätzen. Daher ist es wichtig, Lernumgebungen zu schaffen, von denen alle Schüler*innen profitieren können. Bildungstechnologie sollte mehr Chancengerechtigkeit fördern, ohne zusätzliche Barrieren zu schaffen.
Eine Herausforderung besteht darin, neue Ansätze und Technologien so zu gestalten, dass sie breit akzeptiert werden. In «Scafalle» untersuchen die Forschenden diese Herausforderungen empirisch mithilfe des Design-Based-Research-Ansatzes, um tiefergehende Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten des Lernens auf unterschiedlichen Ebenen zu erhalten.
«Schreiben» bedeutet mehr als bloss die Fähigkeit, einen Text zu verfassen: «Schreiben» ist eingebettet in eine literale Praxis, Schreibende sind Teil einer Community. Das heisst: Texte entstehen in einem Kontext und richten sich an bestimmte Leser*innen. Lehrpersonen sind Teil dieser Community: Sie wählen und gestalten die Schreibumgebung. Digitale Plattformen wie myMoment prägen ihrerseits die Schreibumgebung.
Das Projekt geht auf diesem Hintergrund folgenden Fragen nach:
Wie kann eine digitale Schreibplattform wie myMoment Schreiben als literale Praxis unterstützen?
Inwiefern unterstützen assistive Technologien oder der Einsatz von KI das Schreiben und Lesen auf der Plattform?
Können alle Schüler*innen von einer solchen digitalen Schreibplattform profitieren?
Inwiefern unterstützt die Integration von KI in die Plattform auch Lehrpersonen?
Ein wesentliches Merkmal des Projekts ist es, dass in Kooperation mit Lehrpersonen erarbeitet wird, wie myMoment gestaltet werden kann oder soll, um in den Schreibunterricht integriert werden zu können. Gleichzeitig wird auch die Sichtweise von Schüler*innen in die Gestaltung von Lehr- und Lernsettings auf myMoment einbezogen.
Das Projekt untersucht die Umsetzung von Differenzierung in drei verschiedenen Unterrichtssettings. Ein Teil der Klassen arbeitet mit den offiziell verfügbaren Lehrmitteln, ein zweiter Teil arbeitet mit selbst entwickelten digitalisierten Lernlandschaften und ein dritter mit adaptiven Lernsystemen. Im Fokus steht bei allen Klassen die Frage, wie Differenzierung im Unterricht in Zeiten der Digitalisierung umgesetzt werden kann. Die Frage wird dabei in folgende Teilfragestellungen aufgeteilt:
Wie kann Differenzierung im Unterricht umgesetzt werden, um die Herausforderungen für Lehrpersonen zu reduzieren und die Schüler*innen zu unterstützen?
Wie kann Differenzierung umgesetzt werden, um positive Effekte auf die Lernentwicklung und Bildungsgerechtigkeit zu erreichen?
Wie können digitale Tools Differenzierung unterstützen und zugleich dem Anspruch von Bildungsgerechtigkeit genügen?
Um diese Fragen in ihrer Vielschichtigkeit bearbeiten zu können, besteht das Projekt aus drei Teilprojekten:
Teilprojekt 1 untersucht mittels eines ethnografisch-partizipativen Vorgehens die Wahrnehmung der Schüler*innen in den drei Unterrichtssettings (Lead PH FHNW).
Teilprojekt 2 untersucht mittels eines qualitativen Vorgehens die professionelle Rolle der Lehrpersonen in den verschiedenen Unterrichtssettings (Lead PHZH).
Teilprojekt 3 untersucht mittels einer Serie von Quasi-Experimenten, wie Lernmaterialien/digitale Tools beschaffen sein müssen, damit sie Differenzierung unterstützen (Lead UZH).
Die drei Projekte sind eng miteinander verbunden und die Erkenntnisse aus den Forschungszugängen werden stetig miteinander verknüpft.