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4.2.2021 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik

Digitales Bauen studieren: Neuer interdisziplinärer Master der FHNW

Die Digitalisierung der Baubranche erfordert neue Kompetenzen – dazu bietet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ab Herbst 2021 einen neuen Master-Studiengang (Master of Science) an. Er vereint einmalig psychologische und technische Lehrinhalte.

In den letzten Jahren haben mehrere Hochschulen der FHNW untersucht, mit welchen Hürden und Chancen sich Unternehmen der Baubranche im Rahmen der Digitalisierung konfrontiert sehen. «Dabei hat sich gezeigt, dass unseren Praxispartner*innen nicht nur die kompetente Nutzung digitaler Werkzeuge Mühe bereiten, sondern insbesondere die Gestaltung der Zusammenarbeit und das Aufsetzen geeigneter Prozesse im Projektverlauf» sagt Prof. Manfred Huber, der die Studien geleitet hat und das Institut Digitales Bauen der FHNW führt. Die notwendigen Absprachen würden komplexer, die dafür erforderlichen Kompetenzen immer vielfältiger, ergänzt Huber, der sich bereits seit Jahren für einen Wandel in der Baubranche hin zu mehr Transdisziplinarität ausspricht. Die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ist diesem Anliegen gefolgt und bietet ab Herbst 2021 einen neuen Master-Studiengang (Master of Science) an, der die Bedürfnisse der Praxis aufnimmt.

Transdisziplinär und einmalig

«Wir machen unsere Studierenden umfassend fit für die Digitalisierung der Baubranche. Das heisst: Wir setzen nicht nur auf technische Kompetenzen sondern auch auf Soft Skills» sagt Prof. Nora Dainton, die den Studiengang leitet. Die Designerin ist mit zukunftsgerichteten Management-Ansätzen wie beispielsweise «Design Thinking» bestens vertraut und ist überzeugt vom Inhalt und den Lernsettings des neuen Angebots. «Wir schliessen eine der grössten derzeitigen Lücken im Schweizer Bauwesen: So gibt es zwar viele sehr gut ausgebildete Fachleute in den verschiedenen Branchen, aber kaum Expert*innen, die über die eigene Disziplin hinaus kompetent sind und wissen, wie digitale Bauprojekten erfolgreich geleitet werden» so Dainton. Genau hier setze der neue Master-Studiengang mit dem Abschluss in «Master of Science FHNW in Virtual Design and Construction» an. Er bilde die Studierenden darin aus, digitale Werkzeuge, wie zum Beispiel Building Information Modelling (BIM), kompetent zu nutzen, vermittle diesen aber auch ein neues Mindset: Transdisziplinäres Denken und neue Arbeitsprozesse seien erforderlich, wenn ein Bauprojekt digital umgesetzt werde. «Ein Bauprojekt mit digitalen Elementen muss in Zukunft ganz anders konzipiert werden als heute», so Dainton. Der Studiengang schliesst dazu Lehrende und Studierende in sogenannten Lern-Teams zusammen. Die Studierenden eignen sich ihr Wissen mit Praxisprojekten und mittels neuen Lernkonzepten wie «Blended Learning» an, entscheiden selbst, ob sie lieber Vollzeit oder berufsbegleitend studieren möchten und die Expert*innen der FHNW stehen ihnen als Coaches zur Seite. Durch Ko-Kreationen wird gemeinsam Neues geschaffen - sowohl in virtuellen wie auch in realen Räumen auf dem modernen FHNW Campus in Muttenz. 

«Wir schliessen eine der grössten derzeitigen Lücken im Schweizer Bauwesen: So gibt es zwar viele sehr gut ausgebildete Fachleute in den verschiedenen Branchen, aber kaum Expert*innen, die über die eigene Disziplin hinaus kompetent sind und wissen, wie digitale Bauprojekten erfolgreich geleitet werden»

Prof. Nora Dainton

Zusammenarbeit mit Psycholog*innen

Der Studiengang ist ein Novum in der Bildungslandschaft der Baubranche im deutschsprachigen Raum: Zwei unterschiedlich ausgerichtete Hochschulen der FHNW haben diesen konzipiert und wirken bei der Umsetzung mit. Nebst der Hochschule für Architektur Bau und Geomatik und dem dort angesiedelten Institut für Digitales Bauen FHNW wirkt auch die Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW am Studiengang mit, welche in der Schweiz die führende Ausbildungsstätte für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie ist. Die inhaltliche Verknüpfung von technischen und sozialen Aspekten ist in der Schweiz und im umliegenden deutschsprachigen Ausland einmalig und befähigt die Absolvent*innen dazu, die vielfältigen Herausforderungen des Bauens in der Zukunft souverän zu meistern. «Wir sorgen mit diesem einmaligen interdisziplinären Mix dafür, dass die Absolvent*innen des MSc FHNW VDC nicht nur wissen, wie ein Bauwerk oder eine Infrastruktur geplant und erstellt werden muss, sondern auch wie sie die dafür notwendigen Zwischenetappen in der Zusammenarbeit mit ganz unterschiedlichen Personen erreichen – das braucht auch psychologisches Wissen und entsprechende Kompetenzen» erläutert Prof. Dr. Harmut Schulze, der den Studiengang mitentwickelt hat und das Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung der FHNW leitet. 

Schwerpunkte gemäss Bedürfnissen der Praxis

Der Studiengang kann mit den zwei Schwerpunkten «Informationsmodellierung und -management» sowie «Zusammenarbeit und Prozessgestaltung» abgeschlossen werden. Für den Studiengang qualifiziert sind Fachpersonen aus allen baunahen Disziplinen, also zum Beispiel Architekten, Bauingenieurinnen, Energie- und Umwelttechniker, Geomatikerinnen oder Facility Manager. Diese erweitern ihre bisher erworbenen Kompetenzen mit dem Zusatz «VDC». Das heisst: die Architektin ist nachher immer noch Architektin, hat aber ihren Rucksack mit Wissen und Fähigkeiten zu Virtual Design and Construction ergänzt. VDC umschreibt das digitale Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken mittels digitaler Bauwerksmodelle in Kombination mit geeigneten Organisationsformen und Prozessen [SIA 2017]. Die integrale Zusammenarbeit aller Anspruchsgruppen eines Bau- oder Immobilienprojektes steht dabei im Zentrum. «Die Architektin aus unserem Beispiel wird dank unserem Master-Studiengang zur gefragten Expertin, da sie nicht nur Fachwissen sondern auch Erfahrung zu Digitalisierungsprojekten mitbringt. Sie ist damit bestens gewappnet für künftige Entwicklungen und kann ihr Wissen sowohl in ihrer Fachdisziplin als auch anverwandten Gebieten in leitender Funktion einsetzen» so Studiengangleiterin Dainton.

Am 9. Februar 2021 sowie am 16. März 2021 wird der Studiengang Interessierten im Rahmen von Online-Infoanlässen vorgestellt. Weitere Informationen und Anmeldung unter: https://www.fhnw.ch/master-vdc

MSc_FHNW_VDC_Nora_Dainton_2021.jpg

Der Studiengang wird durch Prof. Nora Dainton geleitet. Die Designerin war zuletzt als Dozentin und stv. Leiterin des Qualitätsmanagements der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW tätig.

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