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Interpretationsforum - Die Plastizität der Pfeife, Mauricio Silva Orendain [MA SP Music and Research]

Mikrotonalität als Klangsynthese

Orgelpfeifen werden in der Regel nur als Teil eines gesamten Instruments betrachtet. Sie selbst sind auffällig unbeweglich und unplastisch, und sobald sie die Werkstatt des Orgelbauers verlassen, sind ihre Materialeigenschaften sowie ihre Klangfarbe und
Tonhöhe festgelegt. Durch dynamischen Wind eröffnet sich jedoch eine breite Palette an Klängen schon bei einer einzelnen Pfeife, was sie zu einem vielseitigen Instrument macht. Dieses künstlerische und wissenschaftliche Forschungsprojekt nutzt den Begriff
"Plastizität", abgeleitet vom griechischen "plastikos" (verformbar, modellierbar), als Metapher und erforscht die Manipulation des Klangs einzelnen Orgelpfeife durch moderne und flexible Windversorgungen.

Der resultierende reichhaltige Fundus an Obertönen, Multiphonics, Glissandi, Geräuschen und weiteren abstrakten Klängen in einzelnen Orgelpfeifen ermöglicht eine tiefgreifende mikroskopische Bearbeitung der Klangfarben und ein neues Verständnis was Klangfarbe sein kann. Dabei können Registrierung und die entstehende Mikrotonalität als eine Art additive Klangsynthese betrachtet werden. Die Frage, wie dieses Konzept die Architektur und Ästhetik der Orgel als Gesamtsynthesizer sowie die Pfeife als einziges Instrument im Bereich des Orgelbaus betrifft, wirft eine interessante
Perspektive auf.

Meine Arbeit umfasst Orgeln wie die 2021 eingeweihte Experimentalorgel in Kassel. Diese dient als ein Beweis dafür, dass die Erkundung des Orgelbaus noch nicht abgeschlossen ist und dass es noch viel zu erforschen und zu innovieren gibt. Um kongruente und interessante Ergebnisse zu erzielen, erfordert eine solche Erkundung künstlerisch-wissenschaftliche Arbeit und Praxis. Als Konsequenz gilt die Anpassung und ihr Prozess von Kompositionen an verschiedene Orgeln in Europa als wichtiges epistemisches Objekt der Forschung. Dies ermöglicht ein besseres Verständnis dafür, was übertragbar ist und was nur an bestimmten Orgeln möglich ist. Es wird untersucht, wie diese Anpassungen umgesetzt werden und welche ästhetischen und gestalterischen Entscheidungen dadurch beeinflusst werden können. Dieses Verständnis soll eine Brücke zwischen Orgeln für Komponisten und Organisten im Bereich der neuen Orgelmusik schlagen.

Das Projekt wird im Rahmen des MA SP Music and Research durchgeführt:

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Datum und Zeit

26.3.2024, 19:00–21:00 Uhr iCal

Ort

Campus Musik-Akademie Basel, Z. 6-301

Veranstaltet durch

Hochschule für Musik Basel, Klassik

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