Lohnende Investitionen
Zum Gleichstellungspotenzial von Sozialinvestitionen und Aktivierung
Der gleichberechtigte Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt ist ein Uranliegen der Frauenbewegung und ein zentrales Feld der Gleichstellungspolitik. Autonomie und Emanzipation, so scheint es, sind eng verknüpft mit ökonomischer Unabhängigkeit und diese wiederum ist in einer Lohnarbeitsgesellschaft für die meisten Menschen nur über Erwerbsarbeit zu erreichen. Die feministische Forschung analysiert die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik entsprechend dahingehend, ob sie diesen Zugang gewährleisten kann und Frauen die Option der Defamilialisierung ermöglicht (Knjin/Ostner 2002; Leitner et al. 2004). Ob ökonomische Eigenständigkeit durch Erwerbsarbeit für Frauen erreichbar und erstrebenswert ist und Arbeit für sie darüber hinaus auch die Entfaltung eigener Potenziale ermöglichen kann, ist allerdings stark abhängig von Klasse, Milieu und Familiensituation (Gilbert 2008; Leitner et al. 2004; Ostner 2004a). Für gut ausgebildete Frauen mit einen "postmodernen Lebensstil" ohne Kinder (Gilbert 2008, 29ff.) mag es zutreffen, während Frauen mit geringem kulturellem und ökonomischem Kapital auch als Erwerbstätige ein hohes Armutsrisiko tragen, vor allem wenn sie Kinder haben, aber nicht in einer Partnerschaft leben. Ohne Aussicht auf Karriere oder Selbstverwirklichung im Beruf relativiert sich überdies die Bedeutung von Erwerbsarbeit als Emanzipationsvehikel. In der ganzen Debatte um Gleichstellung im Arbeitsmarkt gehen jedoch in der Regel diejenigen vergessen, die sich am Rand des Arbeitsmarkts in prekären Lebenslagen befinden: arbeits- bzw. erwerbslose Frauen, die auf Sozialtransfers angewiesen sind. Diese Gruppe steht im Zentrum unserer Studie, die der Frage nachgeht, inwiefern die gegenwärtige Politik der Sozialinvestitionen die ökonomische und soziale Lage von erwerbslosen Frauen verbessern kann, die über keine oder nur geringe berufliche Qualifikationen verfügen.
Lizenz: Open Access
Quelle: IRF FHNW
Sammlungen: Forschungsberichte
Schlagwörter: Gleichstellungspolitik, Aktivierung, Gender, Erwerbslosigkeit, Armut, Arbeitsmarkt
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