Über den emanzipatorisch-utopischen Gehalt von Sozialraumorientierung
Sich heute mit Sozialraum und Sozialräumlichen zu beschäftigen, führt unweigerlich zur Frage nach dem Sinn dieses Tuns. Sind nicht alle historischen Bezüge hergestellt, alle organisationalen Konsequenzen kritisiert und jegliche zukunftsweisenden professionstheoretischen Bedeutsamkeiten herausgeschält worden? Wurde die Trendmetapher "Sozialraum" nicht schon als ordoliberales Steue- rungsvehikel im Kontext unternehmerischer Stadtpolitik entlarvt und hat sie auf diesem Weg nicht ihr Charisma einer positiven Gestaltungsvision verloren? In Anbetracht der vielen Reden über den Sozialraum, ihrer Gegenreden und Fürbitten könnte man versucht sein, keine weiteren Debatten mehr anzustoßen. Und dennoch ist der Begriff in vielen Disziplinen nach wie vor wichtig. Beson- ders prominent ist dies spürbar in der Sozialen Arbeit. Hier versucht die Sozialraum-Idee theoriebildend zu wirken und hat dabei die Praxis, die sich lange gegen die mit "Sozialraum" transportierte Neufassung ihrer Handlungstraditionen wehrte, längst durchdrungen. Der Sozialraum-Begriff scheint für die Soziale Arbeit zu einem ihrer Zentralbegriffe aufgestiegen zu sein; das macht ihn gegenüber Kritik resistenter und zugleich verweist es darauf, "Sozialraum" vornehmlich in seiner Funktion als Ordnungsprinzip einer programmatischen Neuausrichtung Sozialer Arbeit im Kontext ihrer jeweiligen Handlungsformen zu thematisieren.
Lizenz: Open Access
Quelle: SSOAR
Sammlungen: Zeitschriftenartikel/Monographien
Schlagwörter: Sozialerraum, Stadtentwicklung, Gemeinwesen, Lebenswelt, Partizipation, Historische Entwicklung
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