Buchbesprechung Herbert Effinger (2021)
Soziale Arbeit im Ungewissen. Mit Selbstkompetenz aus Eindeutigkeitsfallen
Herbert Effinger, Professor em. für Sozialarbeitswissenschaft an der Evangelischen Hochschule Dresden, setzt sich schon länger mit der Frage auseinander, wie unter Bedingungen der Ungewissheit und Unsicherheit, wie sie für die Soziale Arbeit notorisch sind, produktiv gearbeitet werden kann. Auch sein neues Buch ist eingebettet in diese thematische Ausgangslage. Ungewissheit und Unsicherheit prägen zum einen die spezifischen Handlungsfelder von Professionen – das ist spätestens seit den entsprechenden strukturtheoretischen Bestimmungen von Talcott Parsons eine professionstheoretische Grundannahme –, andererseits ist der Umgang mit dem Ungewissen gerade in Bezug auf die Professionalisierung der Sozialen Arbeit zweischneidig: Ein einseitiges Verständnis von Professionalisierung als Akademisierung und Verwissenschaftlichung reicht zur Bewältigung der Unsicherheit nicht aus, es braucht auch so etwas wie einen professionellen Habitus, der es den Fachkräften erlaubt, sich mit dieser Ungewissheit selbstbewusst auseinander zu setzen. Das aber ist nur bedingt eine Sache von Methoden und wissenschaftlichem Wissen. Erschwerend kommt hinzu, dass durch zunehmende Standardisierung, Dokumentationspflichten und administrative Aufgaben das professionelle Ermessen insgesamt unter Druck zu kommen scheint und sich eine defensive Hal tung ausbilden kann, die sich an klare Regeln klammert, statt die Heraus forderung durch das Ungewisse selbstbewusst anzunehmen.
Lizenz: CC-Lizenz BY-NC-ND
Quelle: Seismo
Sammlungen: Zeitschriftenartikel/Monographien
Schlagwörter: Buchbesprechung, Selbstkompetenz, Professionalität, Professionalisierung, Habitus, Ungewissheit
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