Die individuelle Freiheit
Gesellschaftliche Determinanten der Individualisierung
Simmels Bedeutung für die Soziologie liegt neben der Schilderung einer Fülle von Erkenntnissen bezüglich mikrosoziologischer Vergesellschaftungsformen in einer Klärung der zentralen Begriffe "Gesellschaft" und "Kultur". Durch die Entmythisierung der beiden Begriffe gelang es ihm, diese Gegenstandsbereiche für die Soziologie zugänglich zu machen (Dreyer 1995), und sie mit dem Begriff der Persönlichkeit in Verbindung zu bringen. Simmels soziologische Konzepte gründen unmittelbar im Konzept der Wechselwirkung oder gehen von diesem aus (Frisby 1992). Den Hintergrund seiner Sichtweise auf die Prozesse der Vergesellschaftung bildet der ”Mensch im Ringen um seine Individualität angesichts der Gesellschaft und der objektiven Kultur” (Dreyer 1995). Simmel baut in seinen soziologischen Überlegungen auf dem vorhandenen Wissen bereits bestehender Wissenschaften wie der Psychologie oder der Historik (Lichtblau 1997) auf und gelangt durch Neukombination dieses Wissens zu neuen Einsichten. Soziologie konstituiert sich gemäss Simmel nicht durch bisher unentdeckte Gegenstände, sondern durch spezifische Problemstellungen, unter deren Gesichtspunkt vorhandenes Material neu zusammengesetzt und gruppiert wird (Dahme 1987). Soziologie findet ihre Objekte, indem sie ”eine neue Linie durch Tatsachen legt, die als solche durchaus bekannt sind” (Simmel 1992).
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Quelle: Georg Simmel Online
Sammlungen: Zeitschriftenartikel/Monographien
Schlagwörter: Simmel, Individualisierung, Individuelle Freiheit, Soziologie, Kultur, Vergesellschaftung
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Wer sich für Begriffe wie Freiheit und Individualisierung interessiert, kann viel bei Georg Simmel, dem Klassiker der Soziologie, dazu lernen. Zumeist mehr als hundert Jahre altes Wissen, das immer wieder überraschend (oder auch nicht überraschend) modern ist.