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4.3.2021 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik

Erzähl mal... Katja Strittmatter

Das Studium des Bauingenieurwesens an der FHNW führte Katja Strittmatter auf eine spannende Reise. Schon während dieser Zeit hatten wir die Gelegenheit, ein Interview mit Katja zu führen. Für alle Interessent*innen hat Katja eine kraftvolle Botschaft, doch lest selbst. Erzähl mal…

Erzähl mal... Katja Strittmatter«Mein Vater ist selbstständiger Handwerker (Maschinenbau-Mechaniker-Meister mit eigener Schlosserei und Blechbearbeitungsfirma). Ich war schon als kleines Kind immer dabei in der Werkstatt und durfte mithelfen. Das hat mich schon sehr geprägt. Für mich war deshalb schnell klar, dass ich auch auf den Bau gehen würde, ich habe zwar auch in andere Berufe reingeschnuppert, aber bin immer wieder zum Bauwesen zurückgekommen. Im Gegensatz zu meinem Vater wollte ich aber studieren. Zur Wahl standen für mich Bauingenieurwesen oder Architektur. Mir gefällt das Vielseitige des Bauingenieurwesen mit all den offenen Wegen, die von diesem Studium wegführen. Man kann in den Tiefbau gehen oder bleibt im Hochbau, man ist auf der Baustelle oder im Büro, arbeitet auch an der frischen Luft, ist frei in seinen Tätigkeiten und kann sich je nach Interesse ganz unterschiedlich betätigen.

Ich habe dann geschaut, welche Ausbildungsangebote es bei mir in der Nähe gibt und bin so auf die FHNW gekommen. Entschieden habe ich mich für den nationalen Studiengang, weil die ersten zwei Semester des trinationalen Studiengangs in Strasbourg (FR) gewesen wären und ich mir den Einstieg ins Thema auf Französisch nicht zugetraut habe. Besonders gefiel mir der neue Campus in Muttenz mit dem FHNW Baulabor, indem viele Simulationen gemacht und Projekte umgesetzt werden können. Das Baulabor ist echt klasse! Im letzten Semester hatten wir eine Projektarbeit und eine Laborwoche, in der wir Versuche vor Ort ausprobieren konnten. Dadurch wird ein ganz anderes Lernen möglich, weil man sich gleich alles anschauen kann. Wenn man sich wohlfühlt, dann arbeitet und lernt man ja auch lieber – ich finde, das ist am Campus Muttenz sehr gelungen. Zum Beispiel auch mit den frei zugänglichen Lernzonen bei der Bibliothek. Im Sommer bin ich sehr gerne mit einem Kaffee auf der Dachterrasse.

Das Baulabor im FHNW Campus Muttenz

Das Baulabor des Instituts Bauingenieurwesen ist eines der grössten Labore an Schweizer Fachhochschulen und ermöglicht Lehre und Forschung in den Bereichen konstruktiver Ingenieurbau, Geotechnik und Wasserbau. Weiterführende Informationen über die Ausstattung und Funktion des Labors finden Sie hier.

Zur Webseite des Baulabors

Keine Hemmschwellen – auch für Ingenieurinnen

Wir sind derzeit neun Frauen bei uns im Studiengang, sind aber als Klasse eine grosse Gruppe, in der sich alle sehr gut verstehen. Man fühlt sich als Frau überhaupt nicht benachteiligt, ich habe keine Hemmschwellen und tausche mich auch sehr gerne mit meinen Kollegen aus. Dass es im Bauingenieurwesen einen eher kleinen Frauenanteil hat, erkläre ich mir mit dem Berufsalltag: Auf der Baustelle hat es schon vor allem Männer und es gibt oft noch stereotype Vorstellungen. Ich möchte zum Beispiel in die Bauleitung gehen und da gibt es dieses Klischee, dass Frauen weniger wissen, sich nicht so gut durchsetzen können und die Männer auch nicht immer bereit sind, auf weibliche Bauleiterinnen zu hören. Ich glaube aber, dass das ganz arg im Wandel ist und auch Frauen zunehmend den Lead auf Baustellen übernehmen.

Ich freue mich auf diese Aufgabe und den Einstieg ins Berufsleben – wie mein Alltag aussehen wird, wird sich noch zeigen. Wenn es dennoch Männer auf der Baustelle haben sollte, die meine Meinung nicht respektieren, werde ich trotzdem meinen Weg gehen, insbesondere wenn ich weiss, dass ich recht habe. Klar werde ich auch Gegenargumente anhören und versuchen, Kompromisse und Lösungen zu finden.

Für mich ist es wichtig, dass stereotype Annahmen zu Frauen in der Baubranche durchbrochen werden. Wenn sich mehr Frauen trauen, können wir etwas ändern.

Katja Strittmatter, angehende Bauingenieurin

Im Austausch mit anderen

Ich will Bauleiterin werden, das war für mich ab dem Praktikum, welches ich für mein Studium absolvierte, klar. Mir gefällt es, beobachten zu können, wie etwas entsteht. Architekt*innen kommen mit ihren Entwürfen und Bauplänen zu uns und wir Bauingenieur*innen prüfen dann die Statik, dimensionieren und schauen, wie das Projekt umgesetzt werden kann. Dies finde ich eine schöne Herausforderung. Man prüft, wie man möglichst nah an der durch die Architekt*innen vorgegebenen Ästhetik bleiben und dennoch die Nutzungsvereinbarung einhalten kann. Das finde ich interessant, denn da gibt es ja auch verschiedene Herangehensweisen und immer wieder Challenges, die man lösen muss.

Im nächsten Semester haben wir Vorlesungen zur Bauinformationsplanung und dem Zeichnen mit CAD (von engl. computer-aided design, zu Deutsch rechnerunterstütztes Konstruieren), darauf freue ich mich schon. Auch die Vorlesungen zu Statik, Stahlbau und Massivbau haben super viel Spass gemacht, weil sie sehr praxisbezogen sind. Die Dozierenden stammen grösstenteils direkt aus dem Berufsfeld und stellen Bauvorhaben vor, die sie bereits umgesetzt haben und die wir nachrechnen können. Das zeigt, dass wir die Lerninhalte aus dem Studium später auch anwenden können. Es gibt auch interdisziplinäre Projektarbeiten, so haben wir zum Beispiel im Bereich Marketing und Kommunikation Lernvideos zu statischen Systemen gedreht und diese auf YouTube veröffentlicht.

In diesem Sommer machen wir in Massivbau ein Projekt, bei dem wir ein Bauvorhaben rechnen und zeichnen müssen. Dabei werden wir verschiedene Themen aufgreifen, die wir schon im Studium hatten oder noch haben werden. Dadurch, dass unsere Dozenten auch aus der Praxis kommen, hatten wir schon die Möglichkeit einen Blick ins Bauprüflabor der Firma ViaTec AG in Basel zu werfen. Und wenn Corona nicht wäre, hätten wir einen Tunnelbau in Baselland besichtigt. 2022 werde ich mein Studium voraussichtlich abschliessen und hoffe, dass ich schnell einen Job finde. Wenn es klappt, möchte ich nach ein paar Jahren Berufserfahrung meinen Master noch berufsbegleitend absolvieren.

Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen

Bauingenieurinnen und Bauingenieure planen und projektieren Häuser, Brücken, Verkehrsnetze oder wasserbautechnische Anlagen und erhalten diese. Sie schaffen die Grundlage für innovative Infrastrukturen im Kontext von Klimawandel und demographischem Wandel.

Zur Studiengangs-Webseite

Bauingenieur*innen können auch filigran bauen

Das Bauwesen ist im Wandel und es wird nicht mehr so gebaut wie früher. Hierzu gibt es auch Wahlpflichtfächer, die wir belegen können und ich glaube, es ist wichtig, dass Bauingenieur*innen und Architekt*innen für dieses Thema sensibilisiert werden.

Für mich ist die Erasmus-Brücke in Rotterdam besonders inspirierend, weil sie zeigt, dass wir Bauingenieur*innen auch filigran bauen können. Sie ist zudem clever und ressourcensparend konstruiert. Das ist mir generell wichtig: Die zunehmend grossen Ballungsräume und Städte erfordern, dass wir Bauingenieur*innen den knappen Platz und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll nutzen und die Klimaziele auch für nachfolgende Generationen einhalten.» 

Erasmus-Brücke Rotterdam

Erasmus-Brücke in Rotterdam

Weitere Stories

In der Reihe «Erzähl mal…» geben Mitarbeitende und Studierende der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW Einblicke in Projekte, Themen oder Gremien, die ihnen am Herz liegen. Bisher haben die folgenden Personen erzählt:

Institut Bauingenieurwesen

Hofackerstrasse 30 4132 Muttenz
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