Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit und prekäres Wohnen
Ausmass, Profil und Bedarf in der Region Basel
Über Ausmass und Struktur von Obdachlosigkeit in der Schweiz gibt es aktuell wenig empirische Erkenntnisse. Mit der vorliegenden Studie wurde am Beispiel der Region Basel erstmals für die Schweiz die europäische Typologie für Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit und prekäre Wohnversorgung (ETHOS) angewendet und die Quantität, Qualität und Dynamik der Thematik erforscht. Methodisch baut die Studie auf einem Methodenmix auf: (1) stichtagsbezogene Nutzendenbefragung in 12 Einrichtungen der Obdachlosenhilfe (2) ethnographische Ansätze in vier dieser Einrichtungen während mehrerer Monate, (3) teilstrukturierte Interviews mit ExpertInnen, (4) Auswertung von Statistiken der Einrichtungen. Auf Basis der stichtagsbezogenen Nutzendenbefragung und unter Hinzuziehung der Ergebnisse einer Nachtzählung sowie der Statistik der Notschlafstelle ermittelt die Studie zum Zeitpunkt der Befragung rund 100 obdachlose Menschen in Basel. Von den 469 Befragten fallen insgesamt 206 unter die Kategorien Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit, ungesichertes Wohnen oder unzureichendes Wohnen. Aus der dynamischen Analyse resultiert, dass mit 362 Befragten rund 77% aller 469 Personen mindestens einmal in ihrem Leben obdachlos, wohnungslos oder in einer unzureichenden oder ungesicherten Wohnsituation waren oder es noch sind. Zudem zeigt sich eine hohe Zahl von Nutzenden aus den zentral- und osteuropäischen Ländern und eine eher geringe Zahl von Personen, die im Asylwesen betreut werden. Entsprechende an den Auftraggeber der Studie gerichtete Empfehlungen schlagen Veränderungen in der Vergabepraxis von Notschlafplätzen vor, diskutieren eine Housing-First Strategie und weisen auf den engen Zusammenhang von Obdachlosigkeit mit dem städtischen Wohnbestand hin.
Lizenz: Open Access
Quelle: Lives Working Paper, 76
Sammlungen: Forschungsberichte
Schlagwörter: Obdachlosigkeit, Armut, Qualitative Sozialforschung, Wohnen, Ethnografie, Asylwesen
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