Lebenslagen und Verwirklichungschancen (capability)
Verschiedene Wurzeln, ähnliche Konzepte
Der Beitrag zeigt zunächst auf, wie sich der Lebenslage-Ansatz entwickelt hat. Otto Neurath führt den Begriff der Lebenslage als Konzept zur Erfassung der Lebenssituation von Individuen ein. Kurt Grelling übernimmt den Begriff, interpretiert ihn dabei jedoch neu, so dass Gerhard Weisser die Lebenslage treffend als "Spielraum" bezeichnet. Dann stellt der Beitrag kurz den "capability"-Ansatz vor. Amartya Sen beschreibt die individuelle Lebenssituation als Bündel von "functionings", das vom Individuum aus einem "capability set" ausgewählt wird. Martha Nussbaum verwendet den Begriff "capability" eher im Sinne von Fähigkeiten. Die beiden Ansätze weisen einige Parallelen auf: Bei Neurath und Sen stellt das Thema "interpersonelle Vergleichbarkeit" des Wohlergehens einen roten Faden dar; Grelling, Weisser und Sen verbindet die Idee, dass der Handlungsspielraum eines Individuums Einfluss auf sein Wohlergehen hat. Alle diese Ansätze sind offen für verschiedene Auslegungen dessen, was Wohlergehen bedeutet. Sie erfordern daher für ihre Umsetzung Partizipation. Armutsmessung auf Grundlage dieser Ansätze muss zum einen multidimensional konzipiert sein und zum anderen das Problem lösen, wie sich individuelle Handlungsspielräume empirisch erfassen lassen.
Lizenz: Open Access
Quelle: ResearchGate
Sammlungen: Freiform, Zeitschriftenartikel/Monographien, Studium
Schlagwörter: BA105, Lebenslage, Capability, Armut, Partizipation, Gesundheit
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