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29.6.2021 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik

Erzähl mal... Roger Ebener

Fast 30 Jahre lang arbeitete Roger Ebener für die FHNW. Dabei hat er viel Wandel miterlebt: Den Zusammenschluss zur FHNW inklusive mehreren Standortwechseln, die Ausarbeitung des GAVs, neue Ausbildungsprofile und zunehmend diversere Teams. Erzähl mal…

«2022 wären es dreissig Jahre gewesen, ich habe mich aber für eine Frühpensionierung entschieden und arbeite momentan noch in kleinem Pensum an einzelnen Projekten mit, bis diese abgeschlossen sind. In den letzten 29 Jahren und seit meiner Anstellung im Jahr 1992 als junger Familienvater und Maschinenbauingenieur mit Zusatzausbildungen in Kunststofftechnik und Informatik hat sich vieles verändert – die Forschung hat einen wichtigeren Stellenwert erhalten, gerade unsere Hochschule ist diverser geworden. Als ich noch unterrichtet habe, bestand meine Klasse fast ausschliesslich aus männlichen Studenten. Die Digitalisierung war noch in den Startlöchern, wir haben damals noch sehr viel selbst programmiert und ausprobiert. Auch die Alltagskommunikation sah ganz anders aus. Wir haben uns primär mündlich abgesprochen, auch in Kaffeepausen, haben gefaxt und den direkten Austausch auch mit den Studierenden gelebt. Mails gab es zwar schon, die waren aber eher eine Spielerei für die Technikbegeisterten und noch zu wenig verbreitet, als dass wir damit kommunizieren hätten können. Wir haben auch mal Bill Gates angeschrieben, eine Antwort kam aber natürlich nicht.

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Roger Ebener arbeitet 1995 an einem neuartigen Bildgebungsverfahren für das Kantonsspital Basel mit.

Zusammenschluss zur FHNW mit ein paar Hürden

Ich arbeitete damals beim NDSI – dem Nachdiplomstudiengang Informatik, angesiedelt im Departement Industrie der Fachhochschule beider Basel (FHBB). Diese wurde 2006 mit der Fachhochschule Aargau (FHA), der Fachhochschule Solothurn (FHSO), der Hochschule für Pädagogik und Soziale Arbeit beider Basel und der Pädagogischen Hochschule Solothurn zusammengeschlossen und damit wurde die FHNW durch die vier Trägerkantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn gegründet. Nach der Fusion musste unser bisheriger Standort an der Hofackerstrasse 73 in Muttenz (gleich hinter dem jetzigen FHNW Campus Muttenz in einem grossen Lagergebäude) aufgegeben werden und die Informatikabteilung zog nach Brugg-Windisch an den dortigen FHNW Campus um. Ich habe diesen Umzug damals koordiniert und organisiert, war die Ansprechperson vor Ort für die zahlreichen Transporteure.

Mit diesem Zusammenschluss kamen wir Naturwissenschaftler*innen mit ganz neuen Themen und Gruppen in Kontakt – so hatten wir ja jetzt zum Beispiel auch Austausch mit sozialwissenschaftlichen Dozierenden oder Gestalter*innen. Zu Beginn war der Zusammenschluss aber eher rein organisatorisch, es gab noch wenig Zusammenarbeit über die Disziplinen hinweg. Das hat sich stark geändert. Zum Start der FHNW wurde die Personalkommission der FHBB in die Mitwirkungsorganisation der Mitarbeitenden MOM der FHNW überführt, in der ich einsitzen durfte, und wo dann aus allen Bereichen Angestellte zusammenkamen und Forderungen oder Massnahmen gemeinsam diskutierten und ausarbeiteten. Mich hat dabei immer fasziniert, dass Personalbeschlüsse auch etwas Mathematisches haben. Wenn Fairness als Ziel gesetzt ist, muss für alle das gleiche gelten – ohne Wenn und Aber. Zahlen sind parteilos und neutral.

Neue Erfahrungen in der Personalkommission

Die neue Diversität fand ich sehr bereichernd. Wer in einem künstlerischen Umfeld arbeitet, hat andere Arbeitszeiten und damit Ansprüche an seine Arbeitgebenden als beispielsweise Ingenieur*innen. Auch habe ich neu vermehrt mit Frauen zusammengearbeitet, was ja vorher eher selten der Fall war. Diese haben auch andere Perspektiven und Sichtweisen eingebracht, die gerade für die Erarbeitung und Überarbeitung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) der FHNW sehr wichtig waren. Dass wir heute eine sehr grosszügige Arbeitgeberin im Bereich Mutterschutz haben, war aber ein Wunsch der FHNW. Das gab es natürlich auch, dass die FHNW bereits Vorstellungen zu gewissen Punkten hatte, die über unsere Forderungen hinaus gingen. Mit dem GAV zusammen mussten wir uns auch für eine Pensionskasse aus einem der vier Trägerkantone entscheiden. Gerade jetzt, wo ich meine Pensionierung antrete, merke ich, wie wichtig dieser Entscheid damals war. Ich bin auch stolz darauf, dass wir damals eine so gute Lösung finden konnten. Unsere Pensionskasse hat ein sehr gutes Angebot für die Angestellten der FHNW, auch weil wir damals noch aushandeln und Einfluss nehmen konnten.

Veränderungen in der Lehre

Ich war 14 Jahre lang als Abteilungsingenieur tätig und habe in dieser Funktion auch Kryptologie und Systemtechnik unterrichtet. Bei der Gründung der FHNW wurde ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter neu eingestellt und habe die Lehrtätigkeit aufgegeben. Der Austausch mit den Studierenden hat mir zu Beginn schon gefehlt, ich finde es aber auch wichtig, dass man nahe an neuen Entwicklungen ist und einen starken Praxisbezug hat, wenn man unterrichtet. Das hatte ich ja dann damals nicht mehr. Zuvor war ich auch an interessanten Projekten für die Industrie beteiligt, so haben wir zum Beispiel für das Kantonsspital Basel ein Verfahren getestet, mit dem Tumorzellen automatisch erkannt werden. Die dazu eingesetzten Bildgebungsverfahren waren damals revolutionär. Dozierende waren damals noch stärker an der Praxis dran als heute. Wir haben auch weniger Forschung betrieben, als dies heute an der FHNW der Fall gelebt wird. Hinzu kommt, dass auch die Abschlüsse früher viel klarer getrennt waren. Damals wussten die Arbeitgebenden noch: Wenn ich jemanden mit einem Abschluss in XY anstelle, kann der dies und das leisten. Heute gibt es viel mehr Zwischenabschlüsse und Weiterbildungen, aber schlussendlich muss auch die FHNW anbieten und damit die Studierenden so ausbilden, wie es die Gesamtgesellschaft wünscht. Wenn das die aktuellen Entwicklungen sind, können wir natürlich nicht im Alten verharren.

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Bild in den Lernraum der Studierenden des Nachdiplomstudiengangs Informatik, 1994.

Blick in die Zukunft

Ich freue mich jetzt auf meine Pensionierung, werde meine jetzigen Kolleg*innen aber auch vermissen. Ich hatte hier im FHNW Campus Muttenz einen sehr breiten Austausch. Ich kam mit neuen Herangehensweisen und Fragestellungen in Berührung, musste mich immer wieder neu darauf einlassen, Neues dazulernen und flexibel bleiben. Jetzt werde ich vor allem Menschen aus meiner eigenen Bubble und Altersklasse treffen, dieser Austausch wird mir sicherlich fehlen. Ich hoffe, dass sich die FHNW in den nächsten 30 Jahren so weiterentwickelt, dass Eigenheiten der Institute und Hochschulen gewahrt werden können, aber auch eine starke Qualitätskontrolle über alle Einheiten hinweg stattfindet. Die abgehenden Studentinnen und Studenten sind hier der wichtigste Indikator: Sind diese zufrieden mit ihrer Aus- oder Weiterbildung? Haben sie die von Markt geforderten Profile erlangt? Auch muss die FHNW weiter dranbleiben, die Rechte der Mitarbeitenden gut zu schützen. Gerade mit der Corona-Pandemie und dem zunehmenden Homeoffice und Distance Education ist die Belastung nochmals angestiegen (war auch schon in den Jahren zuvor so), das muss aufmerksam beobachtet werden und strukturelle Massnahmen – allenfalls auch mit technischem Support – sind zu treffen. Es kann nicht sein, dass am Wochenende gearbeitet wird. Das war früher sehr selten so, wir hatten ja aber wie gesagt auch noch keine Mails und waren nicht ständig erreichbar. Das könnte man auch heute so einrichten – die technischen Lösungen hätten wir.»

Am 31. Mai 2021 beendete Roger Ebener offiziell seinen Einsatz an der FHNW. Der Maschinenbauingenieur mit Zusatzausbildungen in Kunststofftechnik und Informatik hat die Fachhochschule sowie deren Vorgängerinstitutionen in den letzten 29 Jahren in verschiedensten Rollen begleitet: Er war Abteilungsingenieur im Departement Industrie der Fachhochschule beider Basel (FHBB) und für den Nachdiplomstudiengang Informatik (NSDI) verantwortlich. Nach der Gründung der FHNW war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit administrativen Aufgaben tätig und war u.a. Mitglied und Co-Präsident der Vorsorgekommission FHNW, Mitglied der Mitwirkungsorganisation der Mitarbeitenden MOM, Sicherheitsbeauftragter der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik und zuständig für das Qualitätsmanagement eben dieser Hochschule.

Symbolbild

Mitwirkungsorganisation der Mitarbeitenden MOM

Die MOM vertritt mit Ausnahme der Direktorinnen und Direktoren alle Mitarbeitenden: die Professorin an der Hochschule, den wissenschaftlichen Mitarbeiter im Mittelbau, die Gleichstellungsbeauftragte im gemeinsamen Stab, die IT-Fachfrau oder den Controller in den gemeinsamen Services, den Mitarbeiter in der Cafeteria, die Ausbildungssekretärin in der Administration, den Hauswart und die Raumpflegerin im technischen Dienst.

Webseite der MOM
GAV Titelblatt

Gesamtarbeitsvertrag FHNW (GAV)

Die FHNW bietet attraktive Anstellungsbedingungen. Nebst marktgerechten Löhnen und guten Sozialversicherungen sind dies vor allem die Gestaltungsmöglichkeiten des Arbeitsinhalts sowie eine hohe Flexibilität bezüglich Arbeitszeiten, Arbeitsort und Beschäftigungsgrad. Diese qualitativen Aspekte kennzeichnen die FHNW als bevorzugte Arbeitgeberin. Der Gesamtarbeitsvertrag FHNW ist der rechtliche Rahmen zur Anstellung.

Anstellungsbedingungen der FHNW

Weitere Stories

In der Reihe «Erzähl mal…» geben Mitarbeitende und Studierende der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW Einblicke in Projekte, Themen oder Gremien, die ihnen am Herz liegen. Bisher haben die folgenden Personen erzählt:

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