Arbeit ohne Lohn
Und andere Widersprüche rund um Arbeit
Vertreterinnen und Vertreter der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) fordern in ihrem Positionspapier vom 2.August 2015 verpflichtende Arbeit ohne Lohn. In einem Zeitungsinterview zum Positionspapier in der NZZ am Sonntag erläuterte CVP-Nationalrat Gerhard Pfister, welche Legitimation hinter dieser Forderung steckt: "Wer Anspruch auf Nahrung hat, darf im Gegenzug auch zu einer zumutbaren Arbeit verpflichtet werden." (Friedli 2015) Das bedingungslose Recht auf Nahrung wird mit der Pflicht zur Arbeit verbunden. Wobei Pfister allerdings einräumt, "dass Stellen dafür noch knapp bemessen seien." (Ebd.) Die CVP stellt damit eine Forderung auf, deren Durchführbarkeit gleichzeitig infrage gestellt wird. Die Relevanz des Positionspapiers besteht nicht im politischen Gewicht der Aussagen; es entstand im Zuge des Wahlkampfs zu den Nationalratswahlen und verhallte ohne grösseren Zu- oder Widerspruch. Vielmehr zeigen sich an diesen in Bezug auf Asylsuchende gemachten Aussagen zentrale Widersprüche rund um Arbeit, die wir im Folgenden behandeln wollen. Wenn selbst die Forderung nach Arbeit ohne Lohn keinen wahrnehmbaren Aufruhr in einer Lohnarbeitsgesellschaft provoziert, drängt sich die Frage auf, ob die offenkundigen Widersprüche, die in den Diskussionen um Erwerbsarbeit bestehen, als solche nicht (mehr) erkennbar sind.
Lizenz: Open Access
Quelle: Widerspruch, 67
Sammlungen: Zeitschriftenartikel/Monographien
Schlagwörter: Erwerbsarbeit, Flüchtlinge, Sozialpolitik, Asylwesen, Sozialstaat, Integration
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