"…und noch immer ist da eine Schwelle". Niederschwelligkeit in der Schulsozialarbeit. Konzepte und Praxis zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Erkenntnisse von Primarschulkindern aus der Nordwestschweiz. Eine exemplarische empirische Arbeit Master Thesis
Niederschwelligkeit, eines der konzeptionellen Grundprinzipien in der Schulsozialarbeit, bezieht sich auf die Zugangsermöglichung für Adressat*innen zum Hilfesystem und meint sowohl Methode wie Haltung. Auch wenn Schulsozialarbeit den Anspruch hat, niederschwellig zu sein, existieren bei Kindern im Grundschulalter mentale Schwellen. Diese Master Thesis beschäftigt sich mit der Frage, welche Schwellen verhindern, dass Kinder das Angebot der Schulsozialarbeit umstandslos nutzen. Ausgewertet wurden die qualitativen Kinderinterviews inhaltsanalytisch sowie entlang zweier sensibilisierender Konzepte mit lebenswelt- und anerkennungsorientiertem Blick. Mögliche Schwellen wurden ergründet und so die Wirklichkeit bzw. das Erleben der Kinder exemplarisch abgebildet. Es zeigt sich, dass Kinder ihre private und schulische Lebenswelt meist strikt trennen und sich vorstellen können, Schulsozialarbeit primär für schulische Anliegen zu nutzen. Fühlen sich Kinder jedoch als rechtliche und soziale Wesen anerkannt, und informiert man sie ausreichend über professionelle Besonderheiten der Schulsozialarbeit, nutzen sie das Angebot eher. Glauben sie z. B., dass ihr Rechtsanspruch im Rahmen der Kinderrechte verletzt wird, wenden sie sich nur dann an die Schulsozialarbeit, wenn sie über deren Funktion als Meldestelle informiert wurden. Zudem nutzen sie das Angebot nicht, wenn ihr Vertrauen fehlt und sie nicht wissen, dass ein Schulsozialarbeitsbesuch auch zu zweit möglich ist. Auf den Ergebnissen beruhende Empfehlungen laden Schulsozialarbeitende dazu ein, eine niederschwelligkeitssensible Haltung zu entwickeln, um die Kinder in ihrer privaten und schulischen Lebenswelt anzuerkennen. Damit erhält Schulsozialarbeit für sie schon beim Erstkontakt eine Bedeutung. Die Kinder entscheiden autonom, wem sie sich anvertrauen. Schulsozialarbeitende können deshalb immer nur "zu Gast" in der Lebenswelt der Kinder sein.
Lizenz: Open Access
Quelle: IRF FHNW
Sammlungen: MA Thesis
Schlagwörter: Schulsozialarbeit, Kindheit- und Jugend, Lebenswelt, Primarschule, Recht und Gesetz, Qualitative Sozialforschung
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