1.10.2021 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik
Erzähl mal... Andreas Witmer
Andreas Witmer war über 30 Jahre als Energieexperte an der FHNW tätig. Er hat das Nachdiplomstudium Energie und später den Aufbau des Instituts für Nachhaltigkeit und Energie am Bau miterlebt und weiss, wer früher immer das Licht abgestellt hat. Erzähl mal…
«Damals hiess sie noch Ingenieurschule beider Basel, später wurde daraus die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. 'Damals' heisst im Jahr 1989 und das war auch das Jahr, in dem ich das Angebot für eine Stelle als Assistent am Nachdiplomstudium Energie (NDSE) erhielt. Arbeitsbeginn war der 1. November 1989 und ich bin geblieben bis heute.
Ein «Nachdiplomstudium» basiert auf einem bereits abgeschlossenen Studium oder Diplom und ist eine inhaltlich definierte Weiterbildung, vergleichbar mit einem heutigen MAS. Das NDSE beinhaltete die Bereiche Energienutzungstechnik, Energiespartechnik, Energiebewusstes Bauen, Wärmetechnische Gebäudesanierung, Energie im Betrieb, Ökologie, Ökonomie und Energiepolitik. Es war ein einjähriges Vollzeitstudium mit vielen Fachreferentinnen und -referenten, Exkursionen und einem intensiven Selbststudium. Abgeschlossen wurde der Studiengang mit einer Diplomarbeit in einem interdisziplinären Team, dem Ingenieurinnen und Ingenieuren verschiedenster Richtungen sowie Architektinnen oder Architekten angehörten.
Unterricht am NDSE in der Hofackerstrasse 73, ca. 1995
Vom Lichterlöschen und vielen Stationen
Aufgebaut wurde das NDSE 1982 von Werner Traber, Bauingenieur an der Ingenieurschule beider Basel, zusammen mit damals herausragenden Personen aus der Energieszene, zum Beispiel Armin Binz. Werner Traber war unter anderem bekannt für seine Lichtlösch- und damit Stromspar-Aktionen: Er löschte jeweils mittags in der Mensa das Kunstlicht, das selbst bei Sonnenschein noch in Betrieb war.
Aber geprägt war das NDSE natürlich von grösseren Zielen, zum Beispiel den damaligen Diskussionen um die Kernenergie und Studien wie «Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit». Der «Ausstieg aus der Kernenergie» war auch explizit ein Thema im Studium, was natürlich ausserhalb nicht nur gut ankam. Aber das NDSE war über Jahrzehnte von Erfolg geprägt. Ich habe das Studium 1985/86 absolviert und bin dann später als Assistent angestellt worden. Die Stelle wurde dann umgewandelt in eine Festanstellung und ich damit zum «Abteilungsingenieur». Es war eine intensive, aber spannende Zeit, mit sehr vielen Kontakten zu den Studierenden.
Kurz nach 1989 erfolgte der erste Umzug des NDSE in die Hofackerstrasse 73, zusammen mit dem Nachdiplomstudium Informatik. Dort lernte ich Roger Ebener kennen, der hier auch auf seine lange Zeit bei der FHNW zurückgeblickt hat. Umzuziehen wurde im Laufe der Zeit leider zunehmend zum Usus an unserem Institut: noch vier weitere Male sind wir aufgrund Restrukturierungen innerhalb von Muttenz umgezogen, bis wir schliesslich 2018 im neu gebauten FHNW Campus Muttenz angekommen sind.
Aus dem NDSE wird das IEBAU und dann das INEB
Als Werner Traber 1995 in Pension ging, übernahm Armin Binz die Leitung und 1997 wurde mit der Gründung der Fachhochschule beider Basel aus dem NDSE das «Institut für Energie» später an der FHNW dann das «Institut Energie am Bau (IEBAU)». Damit nahmen wir auch zunehmend Forschungstätigkeiten auf, ein erstes Projekt befasste sich beispielsweise mit der Wiederverwertung von Fensterglas – was auch heute noch gut ins Profil des Instituts passen würde.
Übergabe der Leitung von Gründer Werner Traber (rechts) an Armin Binz, 1995
In der Folge entwickelte sich das Institut rasant: Die Zahl der Mitarbeitenden stieg kontinuierlich von vier auf etwa dreissig Leute an, die meisten davon waren und sind in den ständig zunehmenden Forschungsprojekten und -aufträgen tätig. Die Zeit des NDSE als Vollzeitstudium war 2008 endgültig vorbei, und es wurden berufsbegleitende Weiterbildungen angeboten, Zertifikatskurse und Weiterbildungs-Master. Dieser umfassende Wandel in der Weiterbildung und in der Forschung war notwendig für das Weiterbestehen des Instituts. Die Umstellung war von einigen Erfolgen gekrönt, aber manchmal auch anstrengend, weil in kurzer Zeit neue Kurse entwickelt und Forschungsprojekte akquiriert werden mussten.
Seit Januar 2021 leitet Barbara Sintzel das Institut und wir haben die Stossrichtung unserer Instituts gemeinsam neu definiert und dieses entsprechend umbenannt zu «Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau INEB». Im Fokus stehen resiliente, energieeffiziente und nachhaltige Bauweisen und der Einsatz von erneuerbarer Energie. Zu den traditionellen Bereichen der Gebäudehülle und Gebäudetechnik sind nun die übergreifenden Themen Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz gestossen.
Ein Dankeschön an alle
Wie Roger Ebener war auch ich nicht nur lange bei der FHNW tätig, sondern auch über längere Zeit Mitglied der Mitwirkungsorganisation der Mitarbeitenden (MOM) unserer Hochschule. Denn: Wer so lange in der gleichen Institution arbeitet, wird früher oder später für verschiedene Ämter in den diversen Kommissionen angefragt. Die MOM bat mir viele interessante Einblicke in die Abläufe der FHNW. Auch bei uns läuft nicht alles immer rund, dafür braucht es Gespräche, Diskussionen, Klarstellungen, die oft nicht einfach sind. Die Mitwirkung ist an der FHNW gut verankert im GAV und es braucht diesen ständigen Dialog auch zugunsten der Rechte der Mitarbeitenden, damit die Pflichten im bestmöglichen Umfeld geleistet werden können.
Im grossen Ganzen schliesse ich meine Tätigkeit mit einem sehr positiven Fazit ab – klar, sonst wäre ich wohl kaum so lange dabeigeblieben. Für mich war meine Stelle nicht einfach «Arbeit», mich begeistert das Thema Energie trotz ständigem Wandel immer noch und mich interessieren Menschen, egal wie sie energiepolitisch aufgestellt sind. Im Laufe all dieser Jahre habe ich viele Mitarbeitende der FHNW kennen und schätzen gelernt, aus allen Arbeitsbereichen, buchstäblich vom Mensa-Mitarbeitenden bis zum Direktor. Dabei entstanden einige schöne Freundschaften. Diese Beziehungen haben mir oft geholfen, Probleme zu lösen, wofür ich mich ganz herzlich bei allen bedanke. Merci!»
Andreas Witmer verabschiedet sich nach über 30 Jahren FHNW wohlverdient in die Pension.
Bild im Header: Pressefoto des Teams 2001, von links: Franco Fregnan, Armin Binz, Markus Steinmann, Hanspeter Eicher, Andreas Witmer
Impressionen vom Abschiedsapéro
Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau (INEB)
Das Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau (INEB) – ehemals Institut Energie am Bau (IEBAU) – der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW hat sich in über 25 Jahren als eines der führenden Schweizer Institute in der angewandten Energieforschung etabliert. Das Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau ist auf dem Gebiet der effizienten Nutzung von Energie und dem Einsatz erneuerbarer Energien im Baubereich tätig.
Zur Webseite des InstitutsWeitere Stories
In der Reihe «Erzähl mal…» geben Mitarbeitende und Studierende der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW Einblicke in Projekte, Themen oder Gremien, die ihnen am Herz liegen. Bisher haben die folgenden Personen erzählt:
- Roger Ebener, Mitarbeiter Stab
- Barbara Sintzel, Leiterin des Instituts Nachhaltigkeit und Energie am Bau
- Katja Strittmatter, Studentin Bauingenieurwesen
- Patrick Mettler, Präsident der Fachschaft
- Natalie Lack, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin des Instituts Geomatik
- Ruedi Hofer, Direktor der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik
- Annette Helle, Leiterin des Instituts Architektur
- Christina Klausener, Leiterin Marketing und Kommunikation der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik
- Wissam Wahbeh, Leiter des Fachbereichs BIM Modellierungstechnologien des Instituts Digitales Bauen
- Achim Geissler, Dozent für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen des Instituts Energie am Bau
- Shadi Rahbaran & Ursula Hürzeler, Professorinnen für Entwurf und Konstruktion am Institut Architektur
- Stefan Waldhauser, Dozent für Haustechnik am Institut Architektur